Initiativen und Netzwerke für Geflüchtete

Bei der Frage, welche Hilfen MigrantInnen zum Ankommen in Dresden eigentlich haben, fiel mir nicht viel ein. Natürlich konnte ich pauschal sagen, dass es da „bestimmte Deutschkurse“ und „geeignete Freizeitangebote“ gibt. Außerdem hörte ich zuvor von einigen Einrichtungen, die auch „interessante mehrsprachige Kurse“ anbieten, aber glänzen konnte ich mit meinem Wissen nun wirklich nicht. Nachdem ich von mir selbst etwas enttäuscht war, machte ich mich also auf die Suche, um in dem mittlerweile alltäglichen Berührungspunkt der Migration nicht mehr ganz so alt auszusehen und mit meinen Informationen zukünftig helfen zu können.

Womit ich ehrlicherweise nicht gerechnet habe, ist, dass es in Dresden wirklich viele selbstlose und engagierte Netzwerke und Initiativen gibt, die mit viel Herz und wundervollen Ideen Angebote für Geflüchtete haben. Eine kleine Auswahl möchte ich nun gerne mit euch teilen:

Paradiesisch Musizieren

Paradiesisch Musizieren ist ein Projekt der ehs und hat mich persönlich besonders berührt. Sie selbst beschreiben sich als bunt gemischter Haufen, bestehend aus professionellen MusikerInnen, LaiInnen und Menschen, die einfach Lust haben Zeit miteinander zu verbringen und musikalische Erfahrungen zu sammeln. Die Herkunft der Teilnehmenden spielt dabei überhaupt keine Rolle. Das Projekt ist sogar darauf ausgerichtet, verschiedene Einflüsse aus allen Regionen der Welt zu integrieren. Im Fokus steht das instrumentale Zusammenspiel und bietet verschiedene Gruppierungen, beispielsweise das Paradiesorchester oder die Trommelgruppe. Für neue Ideen ist das Projekt immer offen.
Außerdem gibt es die Möglichkeit kostenlosen Instrumentalunterricht zu nehmen. Ehrenamtliche MusikerInnen lehren Anfangenden oder Fortgeschrittenen regelmäßig diverse Instrumente, wie Violine, Klavier, Oud oder Gitarre. Tatsächlich können die Lernenden die Musikinstrumente mit nach Hause nehmen, um sich auch dort mit Musik zu beschäftigen. 
Da die Beschreibung für die Auswahl des Namens „Paradiesisch Musizieren“ auf deren Website so schön erklärt wird, möchte ich sie gerne abschließend hier zitieren: 
„Das alte orientalische Wort Paradies steht für einen geschützten Ort. Es beschreibt einen Garten, in welchem es genug Wasser und Nahrung gibt – hier können Pflanzen, Tiere und Menschen ungehindert ihr Leben genießen. Wir möchten einen solchen Ort erschaffen. Einen Ort, an dem Menschen im Frieden zusammen sein können – ganz gleich, welche Erfahrungen sie mitbringen. Musik ist für uns ein heilendes Element. (…) Es ist als würden wir in der Sprache der Musik miteinander reden – wodurch sprachliche und kulturelle Barrieren kaum noch eine Rolle spielen. Musik ist die Verkehrssprache im Paradies.“

Hier kann man Klavier spielen erlernen.

In Dresden ankommen (IDA)

Auch das wundervolle Projekt In Dresden ankommen (IDA) hat mich sehr beeindruckt. 2015 wurde die Initiative von Mitarbeitenden und Studierenden der TU Dresden gegründet und verfolgt seitdem umfangreiche Ziele, um die Inklusion Geflüchteter zu unterstützen. Unter anderem haben sich die Mitwirkenden der Initiative zur Aufgabe gemacht, Sprachkurse  in allen Sprachniveaus und an verschiedenen Standpunkten zu organisieren. Demnach ist das Erlernen der deutschen Sprache ein zentraler Mittelpunkt. Da interkulturelle Begegnungen immer aus mindestens zwei Seiten bestehen, fördert die Initiative ebenfalls Sprachkurse, die von Geflüchteten gehalten werden (derzeit Persisch und Arabisch). Hierbei hat man auch die Möglichkeit, Einblicke und Wissen über die jeweils andere Kultur zu bekommen.
IDA koordiniert außerdem ein Netzwerk von freiwilligen Studierenden, die als PatInnen enge Bezugspersonen für Geflüchtete agieren. Sie helfen bei Problemen, Organisation und Zurechtfinden in der neuen Stadt oder beim Aufnehmen eines Studienganges. 
Nebenbei veranstaltet IDA noch internationale Kochabende, die es allen Teilnehmenden ermöglicht, Kochkulturen zu erleben und in einen interkulturelle Austausch zu kommen. 
Nach Bedarf werden außerdem Veranstaltungen organisiert, die ebenfalls dem interkulturellen Austausch dienlich sind, wie beispielsweise Spieleabende, Wanderungen oder internationale Feste. 
Zusammenfassend kann man sagen, dass IDA den Geflüchteten sowie Studierenden konkrete Möglichkeiten bietet, in beidseitigen Austausch zu gehen und eine tolle Grundlage bietet, Inklusion erfolgreich zu gestalten.

Themen, mit denen sich IDA beschäftigt.

DAMF (Deutschkurse Asyl Migration Flucht)

DAMF ist eine Initiative, die augenscheinlich nah an der Realität einsetzt und Geflüchteten dort hilft, wo sie als erstes Hilfe benötigen: bei der deutschen Sprache. Die Mitwirkenden haben schnell erkannt, dass der rechtliche Anspruch auf staatlich finanzierte Deutschkurse nicht alle Asylsuchenden gewährt wird. Kann man sich finanziell keine Privatkurse leisten, bleiben die Betroffenen auf der Strecke und der Hamsterradlauf beginnt. Um hier auszusteigen, bieten Ehrenamtliche des DAMF Hilfe an, um die deutsche Sprache zu erlernen. Ziel ist es, den Geflüchteten die Möglichkeit zu geben, sich für die eigenen Rechte mit dem Werkzeug Sprache einzusetzen und so soziale Benachteiligungen zu umgehen. Der Einstieg in das gesellschaftliche Leben wird so frühzeitig erleichtert. Die Sprachkurse finden zwei bis drei Mal wöchentlich statt. Sie werden in verschiedenen Sprachniveaus angeboten, eine Zuordnung erfolgt über einen Einstufungstest.

Zum Erlernen einer neuen Sprache braucht man Zeit, Geduld und manchmal auch Hilfe.

ABC-Tische des Umweltzentrums Dresden

Das Umweltzentrum Dresden e.V. bietet die sogenannten ABC-Tische für Geflüchtete und alle Neu-DresdnerInnen an. Natürlich ein zentraler Punkt auch hier das Erlernen und Verbessern der deutschen Sprache. Der Fokus liegt allerdings auf dem Anbieten einer Grundlage, die es schafft durch verschiedene Angebote, einen interkulturelle Austausch zu schaffen. Dabei ist als erstes der offene Gesprächstreff zu nennen. Hier wird gelacht, gequatscht, bei Hausaufgaben begleitet und natürlich die Sprache trainiert.
Samstags bieten die ABC-Tische verschiedene Kulturprogramme. Dazu zählen beispielsweise Stadterkundungen, Spielenachmittage oder Frauentreffs. 
Außerdem organisieren die ABC-Tische Workshops in Schulen, bei denen Geflüchtete bzw. Zugewanderte von ihrem Herkunftsland berichten, über Gründe reden, warum sie nun in Deutschland leben und wie die Sicht auf das Leben hier ist. 
Natürlich freut sich die Initiative immer sehr über ehrenamtliche Hilfe. Wer Interesse hat, wird dort mit offenen Armen begrüßt. 

Singasylum e.V.

Musik bringt ja bekanntlich Menschen zusammen. Und deswegen möchte ich abschließend noch eine tolle Initiative vorstellen, die durch gemeinsames Musizieren, Zugang zu diversen Kulturen schafft und Menschen verbindet: der Singasylum e.V.. Der Chor ist für alle offen: Geflüchtete und DresdnerInnen, für Fortgeschrittene und Einsteiger und für alle Altersgruppen. Wer Lust hat, gemeinsam zu Singen und Lieder aus verschiedenen Ländern einzustudieren, ist hier genau richtig.

Musik verbindet.

Ich habe während meiner Recherche noch viele weitere Initiativen und Netzwerke in Dresden gefunden. Es lohnt sich in jedem Fall, die einen oder anderen Angebote zu kennen, welches den Alltag der Geflüchteten schmücken und bestenfalls erleichtern können. Vielleicht bekommt man ja sogar Lust, selbst ehrenamtlich Hilfe anzubieten und dem eigenen Alltag frischen Wind zu geben. 🙂 Ich bin jedenfalls dankbar und begeistert über so vielen Menschen, die so tolle Projekte auf die Beine stellen…

*Leider können momentan nicht alle Angebote wie gewohnt stattfinden. Erkundigt euch bestenfalls auf der aufgeführten Website nach den individuellen Lösungen.

weitere Quellen:
https://www.dresden.de/de/leben/gesellschaft/migration/hilfe/netzwerke_und_initiativen.php

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