Youssef Safwan

10 Fragen an Anton Launer vom Neustadt-Geflüster

Das Online-Magazin Neustadt-Geflüster ist weit über die Grenzen des Postleitzahlengebiets 01099 bekannt. Neuigkeiten, Nachrichten, Gesuche und Informatives rund um Dresdens buntes Stadtviertel werden seit mittlerweile 20 Jahren liebevoll zusammengetragen und verschriftlicht. Auch wir stöbern gerne durch den Nachrichten-Blog, um uns über (Neu-)Eröffnungen, Aktuelles, Kulturelles, Kinotipps oder Alltägliches zu informieren. Jan Frintert, vielen besser als Anton Launer bekannt, ist der Gründer und Flüster-Oberhaupt hinter der wohl beliebtesten Neustadt-Website.

Wir haben ihm 10 Fragen rund um das Flüster-Magazin und die Dresdner Neustadt gestellt (die er übrigens in absoluter Rekordzeit beantwortet hat).

Jan Frintert flüstert unter dem Pseudonym Anton Launer über und aus der Dresdner Neustadt. Fotocredit: Youssef Safwan
Jan Frintert flüstert unter dem Pseudonym Anton Launer über und aus der Dresdner Neustadt. Fotocredit: Youssef Safwan

1. Was war der Stein des Anstoßes und die Motivation mit dem Online-Magazin Neustadt-Geflüster zu starten?

Im Jahre 1999 sprach mich der damalige Nachrichtenchef der Sächsischen Zeitung an. Er wünschte sich eine wöchentliche Kolumne über die Neustadt. Immer auch dabei ein paar Splitter mit News aus der Gastroszene. Sofort sagte ich freudig zu.

2. Seit wann wird in der Neustadt geflüstert und erinnerst du dich noch an deinen ersten Artikel?

Das ist recht einfach, der erste Beitrag erschien nach dem Fest Bunte Republik Neustadt 1999, das war damals noch ziemlich überschaubar. Neben der Veröffentlichung in der Zeitung hab ich seit diesem Tag alle Artikel auch ins Internet gestellt. Die Sächsische Zeitung hat dann die Kolumne irgendwann eingestellt und ich habe ausschließlich im Netz weitergemacht. Dabei wandelte sich das Neustadt-Geflüster. Aus den schildernden Betrachtungen wurden mehr und mehr Nachrichten. Inzwischen sind wir ein richtiges Magazin und versuchen, das Leben in der Neustadt wieder zu geben.

3. Hast du eine Kategorie für die du am liebsten schreibst?

Nö.

4. Du lebst schon eine ganze lange Weile in der Neustadt, was sind die auffälligsten Veränderungen und Entwicklungstendenzen?

Seit ungefähr zehn Jahren lebe ich nicht mehr in der Neustadt, warum das so ist, lässt sich hier nachlesen. Habe aber mein Büro logischerweise im Viertel und bin nahezu täglich vor Ort. Die auffälligsten Veränderungen, seit ich vor 28 Jahren hierher gezogen bin: Es fehlen die Bäume in den Dachrinnen, der Geruch nach Braunkohle und Zweitakter, die offenen Haustüren, der Verfall, der sich leider nicht erhalten lässt und die vielen Verrückten mit ihren wilden Ideen.

Dafür gibt es jetzt mehr schicke Kneipen, Bars, Clubs, Cafés, Restaurants und Geschäfte, mehr bewohnbare Wohnungen, auch wenn sie nicht mehr für jeden bezahlbar sind. Mehr Autos, die nerven, mehr Schilder, mehr Einbahnstraßen und Ampelregelungen. Die sogenannte Gentrifizierung ist weitestgehend abgeschlossen, die Neustadt ist zwar immer noch der bunteste Stadtteil Dresdens, aber von der Verrücktheit und dem Wahnsinn der frühen 1990er Jahre ist nicht mehr so viel zu spüren.

5. Du hast schon viele Geschäfte, Kneipen, Bars, Clubs, Cafés und Restaurants kommen und gehen sehen. Welche sind diejenigen, die du vermisst und denen du noch immer mit einer Träne im Auge hinterherblickst?

Mir fehlt die Bronxx, das Tivoli, die Filmkneipe Oscar, in der ich kellnernd mein Studium finanzierte, das La Mitropa und natürlich die Konzertklause in der es stets super Schnitzel gab.

In den vielen kleinen und größeren Straßen der Neustadt gibt es immer wieder etwas Neues zu entdecken.
In den Straßen der Neustadt gibt es immer wieder etwas Neues zu entdecken.

6. Natürlich möchten wir dir auch den ein oder anderen Geheimtipp entlocken: Was sind aktuell deine Lieblingsläden in der Neustadt und warum?

Ganz neu hat Frau Lehmann auf der Martin-Luther-Straße eröffnet, da gibt es eine prima Kartoffelsuppe. Für Klamotten gehe ich gern ins Populi auf der Louisenstraße und Kaffee natürlich im Café Neustadt.

7. Wenn du dir etwas für die Dresdner Neustadt wünschen würdest, was wäre es?

Bleib noch ein bisschen verrückt.

8. Neben dem Neustadt-Geflüster bist du mit deiner Kommunikationsagentur „Textwerkstatt“ selbstständig. Wie bekommst du beides unter einen Hut? Hast du Mitarbeiter/Unterstützung und inwiefern ähneln bzw. unterscheiden sich die beiden Tätigkeitsfelder?

Für das Neustadt-Geflüster habe ich aktuell drei Mitschreiberinnen und einen weiteren Autor. Ich bin gerade auf der Suche nach weiteren, vor allem jüngeren Leuten, die vielleicht die Neustadt etwas anders erleben als ich und davon berichten wollen.
Die Textwerkstatt Dresden liefert hauptsächlich journalistisch aufbereitete Texte für Unternehmen oder Vereine. Überschneidungen mit der Neustadt gibt es da nur sehr selten.

9. Das Online-Magazin hat sich über die Jahre prächtig entwickelt, was wünschst du dir für die weitere Zukunft? Gibt es noch Ziele auf die du hinarbeitest?

Der Schwerpunkt der Berichterstattung liegt auf der Äußeren Neustadt, ich wünsche mir, dass wir auch über die angrenzenden Gebiete wie die Innere Neustadt oder die Leipziger Vorstadt intensiver berichten.

10. Unsere letzte Frage ist an alle unsere Interviewpartner dieselbe: Warum ist Dresden deine Wahlheimat, was gefällt dir an Dresden besonders?

Ich hab mir das nicht ausgesucht, bin hier geboren. An Dresden gefällt mir, dass es die Neustadt gibt.

Auf das die Neustadt noch lange etwas verrückt und bunt bleibt.
Auf das die Neustadt noch lange etwas verrückt und bunt bleibt! Fotocredit: Youssef Safwan

Wir möchten uns herzlich bei Anton Launer für seine Zeit bedanken und hoffen Ihr habt ebenso viel Freude an unserem Frage-Antwort-Geflüster, wie wir es hatten.

Habt ihr auch Lieblingshops, -cafés, -kneipen oder -restaurants in der Neustadt und möchtet sie mit uns teilen?

Wir freuen uns auf eure Kommentare!

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