Im Sinne der Nachhaltigkeit – Klamottentausch an der FAS

Nachhaltigkeit ist ein Thema, was uns in den letzten Jahren von vielerlei Seiten her immer wieder antreibt. Antreibt zu schauen, wie wir unsere Einkaufsgewohnheiten verändern können, wie unseren Müll reduzieren. Nachhaltigkeit wirkt sich auf viele Bereiche unseres Lebens aus, fängt beim Lebensmitteleinkauf an, macht keinen Halt vor der Entscheidung, ob man das Auto oder das Fahrrad nutzt, um zur Arbeit zu kommen, und hört eigentlich gar nicht auf. Nachhaltigkeit bezieht sich auf den Umgang mit so fast allem, was unser Leben umgibt. Nachhaltigkeit ist ein bewusster Umgang mit den Ressorcen unserer Erde. Damit bezieht sich Nachhaltigkeit in jedem Fall auch auf unseren Umgang mit Kleidung.

Was meint das genau?

Jährlich kauft der Durchschnittsdeutsche etwa 60 Kleidungsstücke neu. Davon werden nur etwa 40 % mehr als zweimal getragen. Die meisten der Kleidungsstücke werden in Manufakturen in Schwellen- und Entwicklungsländern dieser Erde unter äußerst menschenunwürdigen Bedingungen geschaffen: niedrige Löhne, keine Begrenzung der Arbeitsstunden nach oben, kein ausreichender Arbeitsschutz (Einsatz toxischer Chemikalien z.B. für das Färben von Kleidung) und Kinderarbeit, um nur einiges zu nennen. Für eine Jeans beispielsweise, die wir hier für ca. 40 Euro kaufen, bekommt der Arbeiter nur wenige Cent. Die Bedingungen, unter denen gearbeitet wird, sind das eine, die Ressourcen, die benötigt werden, das andere: Für die Herstellung einer Jeans werden etwa 8000 Liter Wasser benötigt. 85 Prozent davon verbraucht die Herstellung der Baumwolle, davon wiederrum die Hälfte wird für die Bewässerung der Felder benötigt. Die anderen 15 Prozent werden in den weiteren Herstellungsschritten verbraucht.

Was kostet eine Jeans?
Was kostet eine Jeans?

Leider haben wir verlernt, zu würdigen, was wir einst kauften. Oftmals landen die Klamotten, die für nicht mehr modisch oder passend genug eingestuft werden, schlichtweg auf dem Müll oder im Kleidercontainer. Was viele noch immer nicht wissen: Klamotten aus dem Altkleidercontainer werden oftmals, wenn sie für gut befunden werden,  in Entwicklungs- und Schwellenländer verkauft oder landen in der Putzlappenherstellung, werden also immerhin recycelt. Die verkaufte Kleidung wird dann auf den Märkten in Ländern an die Bevölkerung verkauft. Billiger ist sie, als die vom heimischen Schneider genähte, aber hilft das der Bevölkerung? Der Schneider ist seinen Job bald los. Die einst hier so nett gedachte gute Tat wird zum Wirtschaftseindringling. Die Bevölkerung zum Arbeiter in den Fabriken. Das klingt nach einem unfairen Deal.

Klamottentausch

Die Bewegung der Klamotten- und Kleidertauschs hält seit einigen Jahren Einzug vor allem in deutschen Großstädten. Freundinnen untereinander, das gab es schon lange, auch der Umgang vor allem mit Kleinkindkleidung ist schon lange auf Weitergeben hin ausgerichtet. Immer mehr sind es mittlerweile Vereine, die zum fröhlichen Tauschen einladen. Eben nicht nur Frauen und Kinder. Auch Männer sind herzlich eingeladen, ihre Kleider-Kauf-Gewohnheiten zu überdenken.

Vereine, die in Dresden regelmäßige Kleidertausch-Abende anbieten sind z.B. Greenpeace Dresden, Büro auf der Martin-Luther-Straße 11, das Café Achtsam auf der Wallstraße 15 in Dresden oder das Kukulida e.V. in der Dresdner Neustadt.

Klamotten ohne Ende ...
Klamotten ohne Ende …

Eine Schule, die ebenfalls eine Kleidertauschparty organisiert, ist die Freie Alternativschule Dresden e.V. Dieses Jahr findet am 16. November die 7. Klamottentauschparty unter dem Motto „Tauschrausch für mehr Nachhaltigkeit“ statt. Im Übrigen im gleichen Zeitraum wie die europäische Woche der Abfallvermeidung, über die wir in diesem Artikel schrieben.

Wir sprachen mit den Organisator*innen.

1. Wie kam es dazu, eine Klamottentauschparty an der FAS zu organisieren?

Nicolle und Luise vom Klamottentausch tauschten schon länger in kleinen Runden mit Freunden abgelegte Kleidung untereinander. Da das Tauschen viel Freude bereitete und einen wirklich guten Zweck erfüllt, waren sie der Meinung, dass ein solches Klamottentauschevent einem weitaus größerem Personenkreis zugänglich gemacht werden sollte. Bei Thomas war es ähnlich. Er veranstaltete Stoffwechselpartys im Freundeskreis, wo eben nicht nur Klamotten getauscht wurden. Außerdem ist Thomas mit Themen wie Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung, Klimawandel und Selbstversorgungskonzepten und vielem mehr im Bereich Bildung sehr aktiv. Das passte wunderbar zusammen. Anfangs waren die Klamottentauschpartys in der FAS noch private Veranstaltungen. Es dauerte aber nicht lange, dann war allen klar, diese Party ist ein Teil dessen, was die Freie Alternativschule an eigenen Inhalten nach außen tragen möchte. Mittlerweile ist die Klamottentauschparty eine der größten Veranstaltungen an der Schule, viele Eltern und Schüler*innen in die kleinen und großen anfallenden Arbeiten involviert.

2. Wie kann man sich das vorstellen – eine Klamottentauschparty?

Eine Klamottentauschparty ist eine Party, wo Klamotten getauscht werden. Eigentlich ganz einfach. Was wir vom Orgateam vor allem für die Party bereitstellen, ist ein System, nach dem die Besucher ihre mitgebrachten Klamotten einsortieren können. Damit die, die etwas suchen, auch etwas finden können. Und dann kann fleißig anprobiert und mitgenommen werden, was gefällt. Auf unserem Laufsteg, kannst du den anderen dein Outfit präsentieren. In einer Fotoecke die schönsten Outfits digital festhalten. Spaß ist hier vorprogrammiert! Außerdem gibt es Getränke und die 10.-Klässler der Schule richten ein Buffet an.

Tanz im neuen Outfit!
Tanz im neuen Outfit!

3. Wer kommt zum Tauschen?

Zum Tauschen kommen vor allem Menschen, die irgendwie mit der FAS in Verbindung stehen, also Schüler*innen, Eltern, Mitarbeiter, aber auch Freunde, Großeltern, Tanten und Onkel. Immer mehr kommen mittlerweile auch Menschen, die mit der FAS sonst keine Verbindungen haben, die eben aufgrund eines Plakates auf die Veranstaltung aufmerksam geworden sind. Die Klamottentauschparty an der FAS ist eine öffentliche Veranstaltung. Die einen oder anderen nutzen sie, um die Schule schon mal kennenzulernen, haben sie doch Kinder, für die sie in Bälde einmal eine Schule suchen. Es ist eine gute Gelegenheit, mal ganz unverfänglich die allgemeine Stimmung an der Schule zu erschnuppern.

4. Was passiert mit den Klamotten die übrig sind?

Ach, das ist so ein Thema. In den letzten Jahren sind es auch wirklich immer mehr Klamotten geworden, die am Ende auf den Tischen liegen blieben. Und damit hatten wir viel Arbeit, denn am Montag nach der Party musste die Schule wieder befreit von den Klamottenbergen sein, denn der Schulalltag ging ja wieder los. Ein paar Kindersachen gaben wir oft ins Kaleb, Erwachsenenkleidung brachten wir in den Umsonstladen und zum Deutschen Roten Kreuz. 2014 kam jemand vom Balkankonvoi und holte unsere „Reste“ ab.

5. Jedes Jahr ein neuer Klamottentausch. Werdet ihr da der Organisation nicht müde?

Es ist jedes Jahr anders und neu. Die letzten Jahre hat es uns gestresst, dass es immer mehr Klamotten wurden, die hier bei uns getauscht wurden. Damit wurde der Wert des Einzelstückes enorm runtergesetzt. Es waren Berge. Und diesen Bergen am Abend des Tausches Herr zu werden, war unmöglich. Die Klamotten flogen irgendwann wild durcheinander, landeten auf dem Boden. Außerdem wurde viel mitgebracht, was wohl kaum noch Abnehmer finden würde. Darum haben wir uns für dieses Jahr überlegt, dass nur noch eine Anzahl von 10 Klamotten mitgebracht werden darf. Einfach um die Flut einzudämmen. Oder damit die Sachen im Vorfeld wirklich nochmal begutachtet werden, ob sie noch weitergegeben werden können.

Außerdem beginnen wir dieses Jahr erstmalig bereits um 10 Uhr am Vormittag. Die letzten Jahre war es ab 16 Uhr so voll. Da hat das Tauschen und Suchen nicht mehr so richtig Freude gemacht. Wir entzerren also etwas.

So ist jedes Jahr etwas anders. Auch die Musik ist immer wieder anders. Kommt vorbei und ihr werdet sehen …

Der Flyer zum rauschenden Feste.
Der Flyer zum rauschenden Feste.

7. Klamottentausch in der FAS | 16. November 2019 | 10 Uhr – ca. 22 Uhr | Stauffenbergallee 4a

Die Deutschen und alle Menschen der westlichen Welt kaufen mehr Kleider pro Jahr, als sie eigentlich benötigen. Darum hängen in den Schränken eine ganze Menge Klamotten, die keinen Zweck erfüllen. Was macht ihr mit den Klamotten, die unbeachtet in euren Schränken versauern? Spendet ihr sie wohltätigen Zwecken oder landen sie im Müll? Oder habt ihr schon länger Möglichkeiten gefunden, dieser Klamottenflut mutig entgegen zu treten? Schreibt es in unsere Kommentare …

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