Tiny House in Dresden

Tiny Houses: Wie gelingt Wohnen auf kleinstem Raum?

Das Konzept des Tiny Homes werden für immer mehr Menschen interessant. Gestiegene Quadratmeterpreise lassen das herkömmliche Wohnen für viele Menschen unerschwinglich werden, andere möchten sich spätestens zum Alter hin auf das Notwendige reduzieren. Auch in Dresden gibt es Initiativen, die das Tiny Home in den Mittelpunkt stellt. Aber was bedeutet es eigentlich, sein Leben mit einem Mal auf höchstens 40 Quadratmetern einzurichten? Welche Lösungen gibt es und welche Anforderungen bestehen?

Tiny Houses: Was ist das eigentlich?

Eine absolut klare Definition eines Tiny House gibt es tatsächlich nicht. Die Grundregel besagt schlichtweg, auf kleinstem Raum ein echtes Einfamilienhaus einzurichten und darin zu leben. Ob das Haus nun mobil, also beweglich, ist oder feststehend, ist unerheblich. Grundsätzlich gibt es viele wunderbare Ideen:

  • Alte Waggons – so manch ein Besitzer eines Tiny House lebt heute in einem alten Zugwaggon. Auf der Fläche befindet sich alles, was zum Leben notwendig ist.
  • Container – auch rund um Container lassen sich die Minihäuser wunderbar realisieren. Die Container bieten nun schlichtweg den Grundstock für das eigentliche Leben. Diese Methode ist im Regelfall erweiterbar, weshalb nicht alle Container-Häuser auch als Tiny House gelten.
  • Campinghaus – Holzhäuser sind als feststehende Häuser auf Campingplätzen mittlerweile ein gewohntes Bild. Dabei zählen auch sie zu den Tiny Houses, denn auf im Regelfall 40 Quadratmetern Grundfläche bieten sie ein vollständiges Haus.

Bewegliche Lösungen werden auf einem Gestell errichtet, das es erlaubt, von A nach B zu ziehen. Diese Häuser sind nichts anderes als extravagante Wohnwagen, die letztendlich überall aufgestellt werden können, wo es die entsprechenden Anschlüsse gibt.

Rund um die Tiny Houses gibt es aber auch gesellschaftliche Ansätze. Etliche Städte bieten entsprechende Räumlichkeiten für Obdachlose an und stellen sie in der Nähe von Kirchen auf. Obdachlose können sich dafür bewerben, ein solches Heim zur Verfügung gestellt zu bekommen.

Abseits der üblichen Lösungen beweisen auch Architekten ihr Können und kreieren besondere Kleinsthäuser. Diese finden sich jedoch überwiegend im Ausland, da in Deutschland die Rechtslage wenig freundlich für Kleinsthäuser ist und somit der Schaffensspielraum sehr eingeschränkt wird. Es ist bislang beispielsweise fast unmöglich, ein Tiny House in einer Neubausiedlung als Haupthaus aufzustellen. Auch auf eigenen Grundstücken ist die Errichtung nicht ohne Weiteres möglich.

Tiny House in Dresden Inneneinrichtung
Die Fläche muss klug genutzt werden.

Welche Herausforderungen bringt ein Tiny House mit sich?

Herausforderungen werden stets vom Leben bestimmt. Ein Single oder Student, der bislang in einer Stadt-WG lebte oder ein kleines Apartment hatte, hat sicherlich kaum ein Problem damit, seinen Lebensmittelpunkt in ein Kleinsthaus zu verlegen. Eine Familie oder jemand, der bislang gute 80 Quadratmeter bewohnte und ein ganzes Leben in den vier Wänden anhäufte, steht unweigerlich vor einer Herausforderung. Letztendlich gilt:

  • Platz – ein Tiny House bietet zwar viel Stauraum, doch nur für die notwendigen Dinge. Weder passt ein Homecinema noch ein begehbarer Kleiderschrank in die eigenen vier Wände.
  • Rückzugsort – wenn von Wohn- bis hin zum Schlafzimmer alles auf höchstens 40 Quadratmetern (und das ist groß) untergebracht ist, entfallen Rückzugsorte. Die meisten Tiny Houses besitzen ein Wohnzimmer, das mit wenigen Handgriffen zum Schlafraum wird. Einen echten Rückzugsort gibt es allenfalls im Bad.
  • Alltag – wie häufig steht in der Küche irgendwas rum? Wie oft werden Kleidungsstücke im Wohn- oder Schlafzimmer liegen gelassen? Was ist mit dem Bier- oder Wasserkasten, der im Flur steht? All diese alltäglichen Dinge sind im Tiny House schnell ein Problem. Ist der Gang nur so breit, dass man gerade mal hindurch kommt, wird ein Wasserkasten zur Stolperfalle. Die Küche besteht aus dem Notwendigen, nicht selten sind die Möbelstücke so designt, dass sie Doppel- und Dreifachrollen einnehmen. Ein bloßer Toaster auf einer Ablage kann jetzt schon verhindern, dass der Tisch genutzt werden kann.

Tiny Houses eignen sich gezielt für diejenigen, die mit dem Wesentlichen zufrieden sind oder die sich gezielt für ein anderes Leben entscheiden. Es darf nicht vergessen werden, dass viele Tiny Houses über einen im Vergleich deutlich größeren Garten verfügen. Hier liegt der Clou des Ganzen: Spielt sich das Leben ohnehin draußen ab, reichen auch zwanzig Quadratmeter als Rückzugsort.

Ein Tiny House inmitten einer Betonwüste ohne Möglichkeit, den eigenen Freiraum nach draußen auszudehnen, wird hingegen für die meisten Menschen nicht funktionieren. Auch sind Tiny Houses eher ungeeignet für Familien, da schlichtweg nicht ausreichend Platz geboten wird, um alle Charaktere glücklich zu stellen. Der Sechsjährige wird niemals mit dem Teenie auskommen, wenn zwischen Wohn- und Schlafbereich nur anderthalb Schritte liegen und sich der Raum geteilt wird – immerhin nehmen die Eltern auch noch Platz weg.

Tiny House bei Nacht
Ein Tiny House bei Nacht.

Welche Strategien sind sinnvoll?

Von einer großläufigen Wohnung direkt in ein Tiny House zu ziehen, ist eine schlechte Idee. Interessenten sollten sich unbedingt vorfühlen und vielleicht einmal testen, wie sie einen Sommer lang in einem Wohnwagen oder einem Miet-Häuschen auf dem Campingplatz zurechtkommen. Selbst diejenigen, die von sich behaupten, den Minimalismus zu leben, werden erkennen, wie viel Dinge sie doch eigentlich in ihrem Alltag für normal halten. Ansonsten gilt:

  • Lagerraum – es ist kein Frevel, sich nicht direkt von allen unnötigen Dingen zu trennen. Beim Umzug in ein Tiny House empfiehlt es sich, zuerst einmal für ein Jahr einen Lagerraum zu mieten. Oft sorgen diese sogar für bessere Lagermöglichkeiten als ein herkömmlicher Keller, in dem es schnell mal feucht werden kann. Alles, was in diesem Jahr nicht vermisst wird, kann tatsächlich weg. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass während dieser Zeitspanne etliche Dinge ausgetauscht werden: Das, was vorab als unverzichtbar galt, entpuppt sich als sinnlos, während eingelagerte Güter wichtig werden.
  • Möbel – in Tiny Houses sind intelligente und mitdenkende Möbel der absolute Clou. Oft haben die Stücke Mehrfachverwendungen und dienen als Raumteiler, Tische, Schränke und Verstaumöglichkeit. Da Tiny Houses ohnehin selbst gestaltet werden, sollten Interessenten rund um die Möbel auf kluge Köpfe setzen.
  • Außenbereich – insbesondere bei nicht mobilen Häusern liegt der Fokus auf dem Außenbereich. Hier lassen sich wertvolle Quadratmeter schaffen, die Raum bringen. Selbst bei echten Mobilheimen ist das möglich, denn etliche Terrassen und Überdachungen lassen sich leicht auf- und wieder abbauen.

Ganz ohne Verzicht funktioniert das Leben im Tiny House jedoch nicht. Weder passt die große DVD-Sammlung noch das Bücherregal in den Lebensbereich. Das ist schlichtweg Staufläche, die anderweitig benötigt wird. Auch riesige Kleiderschränke von Shoppingliebhabern sind im Tiny House nicht drin.

Das Leben im Tiny House verändert. Binnen weniger Wochen wird erkannt, was wirklich wichtig ist und was nicht. Es mag durchaus sein, dass ein Tiny House mit den überschaubaren Erstellungskosten günstig ist, doch das Leben in dem Haus ist noch günstiger, da schlichtweg wenige Neuanschaffungen möglich sind. Es ist ein Leben, welches sich auf das Wesentliche konzentriert. Doch so hart, wie das klingen mag, so relativ einfach ist es auch, sich ein solches Leben zu erwirtschaften.

Tiny House Inneneinrichtung Dresden
Gemütliches Tiny House

Fazit – Umdenken ist angesagt

Tiny Houses sind unter Campern nicht unbekannt. Fürs Wochenende oder einen kurzen Urlaub geht es in den Wohnwagen oder die Holzhütte. Ein echtes Leben im Tiny House hingegen erfordert das Umdenken, denn der Stauraum in den eigentlichen vier Wänden entfällt. Für jeden ist das Konzept sicherlich nicht geeignet, denn eine Familie wird kaum auf den wenigen Quadratmetern glücklich leben können.

Wichtig ist, schon bei den Möbeln doppelt- und dreifach zu denken und wirklich jeden Quadratzentimeter klug zu nutzen. Zudem muss der Außenbereich gut durchdacht werden, denn er bietet im Ernstfall den Freiraum, der innerhalb der Räumlichkeiten nicht gegeben ist. Dafür bietet das Tiny House traumhafte und interessante Projekte, die selbst ein Leben auf dem Wasser, im Zug oder mitten im Wald ermöglichen können – sollten die Regelungen in Deutschland diesbezüglich endlich modernisiert werden.

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