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10 Fragen an eine Pädagogin in Zeiten von Corona

Wenn wir derzeit von „systemrelevanten Berufen“ sprechen, denken wir wohl neben der Pflege als erstes an die PädagogInnen in Kitas und Schulen, die das Leben der Kleinsten täglich liebevoll bereichern. Auch im härtesten Lockdown, stehen sie für die Kinder der Notbetreuung ein, begleiten sie aufmerksam durch die verwirrende Zeit und spielen sich so von „relevant“ zu „unglaublich wertvoll“ in die Herzen der Kinder und Eltern.
Dass der Alltag der PädagogInnen seit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 von Hürden und Veränderungen begleitet war, ist wohl bekannt. Wir haben mal persönlich nachgefragt, was eine Pädagogin einer Dresdner Kita über die derzeitige Situation zu berichten hat:

1. Als im Frühjahr 2020 alle Kitas und Schulen geschlossen wurden, wie war die Stimmung bei Ihnen im Team? Kam der Beschluss plötzlich oder hatte man damit vielleicht schon gerechnet?

Man kann schon sagen, dass es am Ende doch sehr plötzlich kam. Niemand konnte sich vorstellen, dass die Schließung tatsächlich passieren wird. Auch wenn es sich vorher deutlich abzeichnete und man hin und wieder auch von der Eventualität hörte, war es dann letztendlich doch ein Schockmoment. Ich denke, man glaubte nicht wirklich, dass es durchgezogen wird.

2. Wie waren die Reaktionen der Eltern bezüglich der Maßnahmen und letztendlich der Schließung?

Die Eltern waren größtenteils ebenso geschockt. Auch für sie kam es dann letztendlich sehr plötzlich. Einige waren regelrecht „kopflos“, es flossen auch Tränen. Natürlich waren manche Eltern auch sehr gelassen und in Vorfreude auf die gemeinsame Zeit in der Familie. Das hängt von der individuellen Situation ab… Insgesamt herrschte aber schon eine große Unsicherheit. Viele Fragen standen im Raum und keiner kannte die Antworten: Wie wird es verlaufen? Wie lange wird der Zustand so andauern? Wie gefährlich ist das Virus?….

3. Wie reagierten die Kinder auf die gänzliche Schließung?

Gefühlt hatten die Kinder erstmal kein Problem damit. Für sie stand eine besondere Zeit in der Familie bevor und darüber freuten sie sich. 

4. Können Sie kurz den ersten Tag nach der Eröffnung der Kitas im Sommer 2020 beschreiben? Wie war die Stimmung?

Bei uns im Team war die Stimmung sehr gemischt. Auf der einen Seite war da natürlich die unglaubliche Freude, unsere ganzen Kinder wiederzusehen. Auf der anderen Seite jedoch lag auch große Anspannung in der Luft. Denn uns stand ein ganz ungewohnter Kitaalltag bevor, an welchem wir in Gruppen arbeiten mussten und uns sehr viel Freiraum genommen werden würde. Natürlich wollten wir alles korrekt und genau machen und gleichzeitig aber auch die Kinder und deren Bedürfnisse sehen. Man darf nicht vergessen, dass auch sie es nicht gewohnt waren, sich an Gruppenbindungen zu halten. Wir waren skeptisch und fragten uns „Werden es die Kinder verstehen, dass sie sich nicht mehr frei bewegen können?“…
Als die Kinder dann da waren, waren sie, nach der langen Zeit zu Hause, einfach froh, wieder in der Kita zu sein und ihre FreundInnen zu treffen.

5. Während eines Lockdowns müssen Kitas „Notbetreuungen“ für Kinder, deren beider Eltern in einem „systemrelevanten Job“ arbeiten, anbieten. Wie empfanden und empfinden Sie diese Zeit?

Die Anordnung der Notbetreuung nahm gefühlt das Tempo aus dem Alltag. Die geringe Zahl der Kinder war wirklich sehr ungewohnt für alle PädagogInnen und auch für die Kinder. Wir hatten Raum für viele schöne Angebote und es waren herrliche 1:1 Situationen möglich. Das genossen wir sehr. Außerdem konnten wir die Zeit nutzen, um liegengebliebene Dokumentationen aufzuarbeiten. Räume wurden umgestaltet, Konzepte erarbeitet und der Garten neu gestaltet. – All das, was eben immer liegen bleiben musste, konnte nun mal angegangen werden. Unterm Strich kann man sagen, dass die Notbetreuung Fluch und Segen zugleich war. 😉

6. Wie gefiel den Kindern die Notbetreuung?

Die Kinder in der Notbetreuung genossen den großen Freiraum in der Kita. Den Sportraum mit nur ganz wenigen zu teilen, war schon nicht so schlecht. 😉 Wir haben versucht, den Kindern den Alltag so normal wie möglich zu gestalten und all die Unsicherheit vor der Kita zu lassen.. Ein Stückchen Bullerbü… 🙂
Dennoch vermissten einige ihre Freunde und das fühlte sich nicht so gut an. 

7. Sie sind täglich mit Kindern aus mehreren Familien zusammen. Haben Sie bzw. Ihre Kolleg*innen Angst, sich anzustecken?

Das Thema Angst wird bei uns eher ausgeklammert. Wir versuchen einfach nicht so sehr darüber nachzudenken, denn sonst könnten wir hier gar nicht mehr arbeiten. Dennoch kommt manchmal kurz so ein Gefühl hoch, was man dann wieder verdrängt, um zu funktionieren. Das klappt auch ganz gut. Vor Weihnachten war „dieses Gefühl“ noch präsenter. 

8. Denken Sie, dass sich durch die Maßnahmen und Einschränkungen des letzten Jahres, das Verhalten mancher Kinder nachhaltig verändert haben könnte? Werden Ängste bei den Kindern bleiben (bspw. vor engen Kontakten)? 

Das ist etwas schwer zu beantworten. Für mich jedenfalls –  da bin ich halt einfach nicht vom Fach. Jedoch haben wir ja einen guten Einblick und wir können bei unseren Kindern bisher keine Verhaltensveränderungen beobachten. Die Kinder sind fröhlich und offen wie immer. Ängstliches Verhalten ist bisher nicht sichtbar und kommt hoffentlich auch nicht. 

9. Haben Sie einen Vorschlag, wie Erwachsene Kindern den Umgang mit der Pandemie und allen einhergehenden Maßnahmen, Einschränkungen etc. erleichtern können? Wie können wir die Kleinsten unterstützen, sich trotzdem sicher und wohl zu fühlen?

Ich bin davon überzeugt, dass wir die Kinder nicht unnötig ängstigen sollten. Wir sind ihre Vorbilder und wir sollten darauf achten, wie wir über die Corona-Situation sprechen und wie wir selbst diesbezüglich handeln. Wichtig ist, meines Erachtens, dass die Kinder keine Horrorszenarien aus den Medien oder Gesprächen der Erwachsenen mitbekommen. Wir sollten mit ihnen auf Augenhöhe kommunizieren und von Dramatisierungen absehen. Ich bin immer wieder erstaunt, wie unkompliziert Kinder mit der Situation umgehen. Sie verstehen so unglaublich viel. Wir müssen ihnen vertrauen und für sie da sein!

10. Und die letzte Frage bezieht sich auf die Zukunft: Worauf freuen Sie sich am meisten (in Dresden), wenn die Lage sich verbessert und das Leben sich der Normalität nähert? Gibt es da vielleicht Lieblingsausflugsziele mit den Kindern?

Oh ich freue mich sehr auf einen schönen Restaurantbesuch und ein unbeschwertes Treffen mit Freunden.  Außerdem freue ich mich, wieder zu verreisen!
Mit den Kids freue ich mich raus in die Natur zu gehen und natürlich auf die herrlichen Museen unserer Stadt. 

„Wir müssen ihnen vertrauen und für sie da sein!“ – welch ein schöner Satz, der auch Vertrauen in die tägliche Begleitung unserer Kinder gibt. Wie schön, zu wissen, dass hinter dem ganzen Durcheinander derzeit, wundervolle Menschen stehen, die unseren Kindern mit Liebe und auf Augenhöhe begegnen. Denn nichts ist wichtiger als die Unbeschwertheit der Kinder zu wahren – besonders in Zeiten wie diesen. Wir danken allen PädagogInnen der Stadt für eure tägliche Leistung und euer Durchhaltevermögen! Vielen, vielen Dank! 🙂

Und hier geht es zu unseren anderen Beiträgen der Reine „10 Fragen an…in Zeiten von Corona“:

10 FRAGEN AN EINE APOTHEKERIN IN DRESDEN IN ZEITEN VON CORONA
10 FRAGEN AN ELTERN IM LOCKDOWN
10 FRAGEN AN EINE PAKETZUSTELLERIN IN ZEITEN VON CORONA
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