10 Fragen an Eltern im Lockdown

Wie in ganz Deutschland, ist auch Dresden von dem zweiten Lockdown nicht verschont geblieben. Die Läden sind geschlossen, Kunst und Kultur hat derzeit keine Bühne und auch andere Freizeitaktivitäten wurden weitestgehend runtergefahren. Eine Situation, die wir alle teilen und deren Ende wir entgegen sehnen. Vor besonderer Herausforderung stehen Eltern, die den Alltag umstrukturieren müssen, um Arbeit, Kinderbetreuung und Homeschooling unter einen Hut zu bekommen. Wir haben drei Dresdner Mütter befragt, wie sie das Leben im Lockdown empfinden, was sie daraus machen und worauf sie sich am meisten freuen, wenn die Normalität zurückkehrt. 

Derzeit wird meistens in der Familie gespielt.

1. Könnt ihr euch kurz vorstellen? Was macht ihr beruflich? Wie viele Kinder habt ihr und welches Alter haben sie? Gehen sie in die Schule, Kita, Krippe/Tagesmutter oder sind sie generell nicht in der Fremdbetreuung?

Julia: Ich bin Julia und 32 Jahre alt. Gemeinsam mit meinem Mann (34 Jahre) habe ich drei Kinder. Meine Tochter ist 4 Jahre alt. Sie geht normalerweise in die Kita. Zu unserer Familie gehören außerdem unsere zwei dreimonatigen Söhne. Eigentlich arbeite ich als Wundmanagerin, bin derzeit aber in Elternzeit.

Franziska: Ich heiße Franziska (41 Jahre). Sowohl ich als auch mein Mann (45 Jahre) arbeiten im Schichtsystem in der Krankenpflege. Ich arbeite 40 Prozent, mein Mann geht Vollzeit arbeiten. Wir haben vier Kinder. Meine Tochter ist 17 Jahre, unsere Söhne sind 7, 6 und 5 Jahre alt. Unser jüngster Sohn besucht die Kita. Die drei größeren gehen in die Schule.

Susanne:  Ich heiße Susanne, bin 33 Jahre alt und arbeite als Fachlehrerin an einer Fachschule für Erzieherinnen und Erzieher in Dresden. Ich bin alleinerziehende Mama von einer fast 5 Jahre alten Tochter und einen 2,5 Jahre alten Sohn. Beide besuchen den Kindergarten/Krippe.

2. Wie seid ihr vom Lockdown betroffen? Betreut ihr eure Kinder zu Hause oder dürft ihr eine Notbetreuung in Anspruch nehmen?

Julia: Ich betreue unsere Kinder selbst. Mein Mann geht arbeiten.

Franziska: Ja, wir dürfen die Notbetreuung in Anspruch nehmen und nutzen sie auch im zweiten Lockdown. Allerdings nur an den Tagen, an welchen einer bzw. beide arbeiten sind.

Susanne:  Ich habe auch bei dem wiederholten Lockdown Anspruch auf Notbetreuung, welche wir dankend in Anspruch nehmen. 

3. Seid ihr im Homeoffice? Wenn ja, wann und wie schafft ihr eure Arbeit?

Julia: Ich bin in Elternzeit.

Franziska: Nein, wir sind beide nicht im Homeoffice. Ich bin froh, dass für uns beim Verlassen des Krankenhauses Schluss mit der Arbeit ist. 

Susanne:  Ich bin teilweise im Homeoffice, teilweise im Büro, da nicht alle schulischen Aufgaben von zu Hause aus erledigt werden könnten bzw. auch die Schüler:innen in der Praxis hospitiert werden müssen. 

4. Wie geht es den Kindern? Wie geht es euch Eltern?

Julia: Meiner Tochter fehlt das Spielen mit anderen Kindern sehr. Jetzt, wo es wegfällt, merkt man richtig wie sehr sie es braucht. Auch wir können sagen, dass wir die sozialen Kontakte zu anderen Erwachsenen sehr vermissen.

Franziska: Die Kinder finden es doof. Es gibt keine Geburtstage, keine (bzw. kaum) Freund:innen außerhalb der Notbetreuung. Allerdings wird die Notbetreuung von den Kinder in der Grundschule als gut empfunden. 
Bei meiner Tochter, die im Abitur steckt, löst es innerlichen Druck und Stress aus: Muss man die Klausuren nachholen? Wird das Selbststudium geprüft? Können Nachteile für die Prüfungen entstehen? …  Außerdem haben wir kein gutes Internet und die verfügbaren Plattformen sind nicht gut organisiert.

Susanne: Dadurch, dass wir unseren geregelten Alltag, wenn auch eingeschränkt, nachgehen können (Kita, Arbeit), sind wir recht ausgeglichen. Die Kinder sind froh in die Kita gehen zu dürfen und ich bin ebenso dankbar, weiter arbeiten (gehen) zu können.

5. Welche Herausforderungen erschweren den Alltag besonders?

Julia: Die Kombination aus zwei kleinen Babys und einer Vierjährigen in der Autonomiephase. Stetig habe ich das Gefühl keinem gerecht zu werden. Dass man grad alles alleine schaffen muss, ist echt nicht so leicht. 

Franziska: Der eingeschränkte Bewegungsradius von 15 Kilometer nimmt einen wirklich einige Möglichkeiten. Wir haben zu sechst eine Dreiraumwohnung. – Momentan merkt man, dass es zu wenig Wohnraum ist. Hinzu kommt der Schichtdienst, besonders die Nachtschichten sind grad unbeliebt. In der kalten Jahreszeit zieht die Situation noch mehr runter.
Alltägliche Dinge, wie das Einkaufen mit Kindern sind auch herausfordernd. Klar, es ist nicht verboten, dass sie mitkommen, aber eben auch nicht erwünscht. Jetzt lasse ich sie wie Hunde vorm Einkaufsmarkt stehen, mit der Bitte, Abstand zu halten.

Susanne: Im privaten Bereich eher weniger. Die Vorschriften/ Maßnahmen in Schule und Kita sind nur mit einem hohen Zeitaufwand und strikter organisatorischen Planung vereinbar.

Der Zusammenhalt in der Familie wird gestärkt.

6. Könnt ihr von positiven Erlebnissen im Alltag (aufgrund des Lockdowns) berichten? Anders: Was gefällt euch an der jetzigen Situation?

Julia: Die gemeinsame Zeit. Natürlich ist es auch schön, beisammen zu sein. 

Franziska: Wenn die Kinder nicht in die Kita/ Schule gehen, können wir ausschlafen. 🙂 Die eingeschränkten Kontakte haben auch Vorteile: keine Pflichtbesuche bei der Familie.;)
Außerdem mag ich es, dass wir gemeinsam mehr schaffen. Auch wenn es Streit gibt – das gehört dazu und so fühlt sich Familie an. 

Susanne: Wertschätzung jener Dinge, die vorher vielleicht als weniger wichtig oder unwichtig erschienen. 

7. Bleibt neben dem Kinderalltag noch Zeit für sich selbst / für Paarzeit? Wenn ja, wie baut ihr sie ein? 

Julia: Nein, im Moment überhaupt nicht.

Franziska: Für mich selbst habe ich täglich etwa eine halbe Stunde. Ich Schreibe gerne oder nutze Streaming-Dienste und genieße meinen Kaffee dabei. Um die Zeit zu haben, stehe ich zeitiger auf. Paarzeit gibt es momentan überhaupt nicht.

Susanne: Nein – nicht wirklich. In meiner Freizeit arbeite ich ausschließlich, da ich sonst das erhöhte Pensum durch das Homeschooling nicht schaffen würde. Aber ich finde den Ausgleich in der Freizeit mit meinen Kindern und meinem Hund, indem wir zusammen etwas unternehmen, zu Hause zusammen spielen, aber auch Freund:innen treffen. 

8. Welche Hilfsmittel nutzt ihr, die ihr vorher nicht oder seltener brauchtet? (Sowohl Hilfe der Großeltern/ Freund:innen als auch Tablet, Telefon und Fernseher)

Julia: Bei uns läuft der Fernseher öfter als zuvor.

Franziska: Ich fahre, sofern erlaubt, zu meiner Mama in ein anderes Bundesland. Sie hat Haus und Hof –  das ist ab und an eine tolle Abwechslung.
Ein Dank geht raus an die Streaming-Dienste! 😉 Meine Kinder sitzen bei sehr kalten Temperaturen oft davor. Ich persönlich mag keine Spiel- oder Bolzplätze.

Susanne: Wir nutzen die „Kindergarten_Verwaltungssoftware_App“. Es wird alles nur noch über diese App geregelt- soll angeblich unkomplizierter sein. Außerdem nutzen wir unser Tablet für Zoom- Meetings oder auch einfach nur für Videoanrufe mit Freund:innen, Verwandten und Bekannten.
Hilfe von Familienangehörigen haben wir nicht, weil sie etwas weiter entfernt wohnen. Wir helfen uns aber mit den Mamas aus dem Kindergarten gegenseitig.

9. Habt ihr Tipps für andere Eltern, um nicht die Nerven zu verlieren?

Julia: Atmen!! Ganz bewusstes Atmen.. Machen wir viel zu selten. Und tatsächlich geht es dann etwas besser. 😉

Franziska: Seinen eigenen Anspruch zu verändern: Wie sauber und ordentlich muss es zu Hause sein? Den Fokus lieber auf die Wünsche der Kinder legen. Auch für sie ist es eine herausfordernde Zeit. Ich persönlich kann mit den gegebenen Mitteln kein Homeschooling leisten. Ich versuche mich da zu entspannen und beschliesse, dass es okay ist, wenn es pro Kind ein „Dehnungsjahr“ gibt. Niemanden interessiert das Alter beim Abschluss. Und außerdem muss ja nicht jede:r Akademiker werden. 😉 -Wenn ich mir das sage, nehme ich mir Druck, es geht mir besser und folglich auch den Kindern. 

Susanne:  Es gibt auch wieder eine Zeit nach Corona. Positiv denken! 

Die Eltern sind derzeit (fast) die einzigen erwachsenen Bezugspersonen.

10. Worauf freut ihr euch am meisten (in Dresden), wenn das Leben sich der Normalität nähert oder gänzlich dort angekommen ist?

Julia: Ich freue mich endlich wieder zum Mittagsbuffet ins Jaipur (Dresden Neustadt) zu gehen. Mit Freund:innen!!!  Und ich freue mich, wenn wir uns endlich wieder mit anderen Müttern und Vätern in der Neustadt treffen können. 

Franziska: Oh, ich möchte in Dresdner (Techno-) Clubs Tanzen gehen. Die ganze Nacht!
Außerdem möchte ich ins Festspielhaus Hellerau, um endlich wieder Tanzveranstaltungen zu besuchen und dabei in die begeisterten Gesichter der Zuschauer:innen ohne Mundschutz schauen.
Mit meinen Kindern freue ich mich auf Freibäder und Museen. Wir sind auch gerne in Berlin und freuen uns auf einen Urlaub ohne Einschränkungen. Ich möchte endlich nicht mehr sagen müssen „Bitte haltet Abstand!“.
Meine große Tochter freut sich so sehr wieder arbeiten zu gehen.

Susanne: Ich freue mich auf Konzerte, auf Reisen oder auch mal wieder ins Theater zu gehen. Die Kultur fehlt sehr! – Unsere Straßenfeste, die kleinen und großen Weihnachtsmärkte in Dresden, Flohmärkte…-einfach das normale Leben. Ich freue mich mit den Kindern in die Schwimmhalle gehen zu können und auf die Indoorspielplätze (gerade jetzt im Winter fehlt das sehr). Außerdem möchte ich endlich wieder ins Kino oder mit den Kindern zum Puppentheater gehen,… eben einfach mal eine Abwechslung zum (fast) täglichen Spielplatz.

Julia, Franziska und Susanne sind nur Beispiele vieler Mütter bzw. Eltern, die das Familienleben momentan mit herausfordernden Situationen meistern müssen. Wir danken den dreien sehr für den Einblick in ihren Alltag im Lockdown! Es ist schön, zu wissen, nicht alleine in der teils verzwickten Lage zu sein und dabei irgendwie die Lichtblicke zu sehen und zu leben.
Hoffen wir gemeinsam, schon ganz bald wieder Restaurants besuchen zu können, in Clubs feiern zu gehen und auf Flohmärkten zu bummeln! 🙂

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