10 Fragen an eine Apothekerin in Dresden in Zeiten von Corona

Corona hat uns alle vor eine große Herausforderung gestellt. Während einige ihre Arbeit nur noch beschränkt ausführen konnten oder sogar gänzlich darauf verzichten mussten, war das Wissen und Durchhaltevermögen unserer Apotheker*innen umso stärker gefragt. Wir haben Kontakt zu einer Dresdner Apothekerin aufgenommen und ihr 10 Fragen in Zeiten der Pandemie gestellt.

Sicherheit in Apotheken ist unerlässlich. /unsplash

1. Was waren Ihre ersten Gedanken, als Sie vom Virus und dessen Ausbruch erfahren haben?

Ich habe das Virus am Anfang noch gar nicht so richtig ernst genommen, weil es auf der Welt unzählige verschiedene Viren gibt, mit denen der Körper zurecht kommt. Zumal er auch schon länger bekannt ist, nur dass es jetzt eine besondere Form ist. Da wir in Deutschland auch ein gut ausgebautes Gesundheitssystem haben, habe ich die Situation zu Beginn noch nicht als so problematisch eingestuft.

2. Hatten Sie Angst, dass Sie sich auf Arbeit in der Apotheke anstecken könnten?

Nein überhaupt nicht, da wir schnell Sicherheitsmaßnahmen ergriffen haben, um uns und unsere Kunden zu schützen. Ich hatte eher Angst, selbst das ganze Apothekenteam anzustecken, wenn man eine kleine Erkältung hat.

3. Wie sind Sie und Ihr Team in der Anfangszeit vorgegangen? Welche besonderen Schutzmaßnahmen wurden ergriffen?

Wir haben direkt zu Beginn Plexiglasscheiben auf dem Tresen im Handverkauf aufgebaut, natürlich Mund- und Nasenschutz getragen, Abstandsmarkierungen auf dem Boden angebracht und die Apotheke sehr gut ausgeschildert. So gibt es zum Beispiel eine Art Schleusen-System, mit separatem Ein- und Ausgang, damit sich die Kunden nicht begegnen. Wir haben sehr viele Maßnahmen ergriffen, um die Kunden keiner Gefahr auszusetzen.

Schutzmaßnahmen wurden ergriffen. /unsplash

4. Kamen viele Kunden in die Apotheke, mit der Angst, dass sie Corona hätten?

Ja, da gab es einige. Es gab auch viele telefonische Bestellungen, bei welchen dann die Fahrer geschickt wurden. Gerade viele ältere Menschen, welche der Risikogruppe angehören, haben sich ihre Medikamente liefern lassen, um sich zu schützen. Der telefonische Bereitschaftsdienst, der 116117, war auch völlig überlastet in der Anfangszeit.
Es gab aber auch genügend Menschen, die sich nicht an die allgemeinen Hygienevorschriften gehalten haben und keinen Mundschutz tragen wollten – das geht einfach nicht und ist seinen Mitmenschen gegenüber sehr respektlos. Man schützt damit nicht nur sich selber sondern auch die restliche Bevölkerung.
Dann kamen aber auch Leute in die Apotheke, die meinten, dass es Covid-19 nicht gäbe, sondern sich die Regierung das ganze ausgedacht hätte.

5. Wie seid ihr mit Personen umgegangen, die mit Symptomen einer Erkrankung in die Apotheke kamen?

Selbstverständlich haben wir die Leute bedient, da unsere Aufgabe die Sicherstellung der Arzneimittelversorgung der Bevölkerung ist, jedoch haben wir jenen den Hinweis mit auf den Weg gegeben, sich in der Notaufnahme sicherheitshalber einmal testen zu lassen.

6. Hat sich die Situation in Ihren Augen schon gebessert, bzw. gehen die Kunden mittlerweile entspannter mit der Situation um?

Ja, die Situation hat sich verbessert, jedoch sind die Kunden teilweise schon wieder zu entspannt und missachten Abstandsmarkierungen, Mundschutzpflicht und Hygienevorschriften. Der Eigenschutz wird immer mehr vernachlässigt.
Direkt nach Ausbruch des Virus war ein richtiger Andrang in der Apotheke, danach hat es sich abgeschwächt, so dass fast nichts mehr los war und mittlerweile hat es sich wieder einigermaßen normalisiert. Dennoch kommen einige Leute ohne Kaufverständnis 3 mal die Woche mit unterschiedlichen Rezepten in die Apotheke, statt einmal zu gehen, nachdem sie bei allen Arztbesuchen waren. Die Leute gehen schon wieder sehr locker mit der Situation um, wodurch eine erhöhte Gefahr besteht.

7. Welches Produkt war in eurer Apotheke am meisten von Hamsterkäufen betroffen?

Platz 1: Die Maske! Und diese waren nicht lieferbar, das war das schlimmste. Sicherlich wären auch Desinfektionsmittel ganz vorne mit dabei gewesen, jedoch durften wir diese in der Anfangszeit nur an Praxen herausgeben. Auch Handschuhe waren komplett ausverkauft und nicht mehr lieferbar, da die Kliniken diese viel dringender benötigten. Mittlerweile ist alles zum Glück wieder verfügbar!
Platz 2: Schmerzmittel, hauptsächlich Paracetamol. Da konnte man das Regal gefühlt jede halbe Stunde neu auffüllen.

Gerade in den ersten Wochen war in den Apotheken so viel los, weil sich viele Kunden direkt auf Vorrat ihre Rezepte geholt haben. Wie bei den Hamsterkäufen im Supermarkt von Nudeln und Klopapier, war es bei uns mit den Dauermedikationen, die die Patienten auch wirklich benötigten. Diese haben sie dann direkt auf Vorrat geholt, weil sie Angst hatten, dass sie sonst nichts mehr bekommen. Zumal die Lieferzeiten bei einigen Medikamenten in Frage gestellt wurden.

Desinfektionsmittel und Mundschutz werden zum wichtigsten Begleiter /unsplash

8. Hattet ihr Lieferprobleme von wichtigen Medikamenten? Was macht man in einem solchen Fall?

Das ist eine gute Frage. Lieferprobleme bedeuten, dass der Großhändler es nicht direkt bestellen kann und wir somit auch nicht. Das heißt wir müssen Alternativen finden. Mittlerweile hat sich das mit den Lieferengpässen und der Nicht-Verfügbarkeit der Medikamente zum Glück wieder erholt. Das ist aber generell ein sehr großes Problem, welches es auch noch länger geben wird, da jeder mögliche Wirkstoff davon immer mal betroffen sein kann.

9. Was denken Sie zur weiteren Ausbreitung des Virus und wie sollte man sich Ihrer Meinung nach in Zukunft verhalten?

Das Virus wird durch Schmier- und Tröpfcheninfektion verbreitet, weshalb der Mund- und Nasenschutz sowie die Einhaltung der allgemeinen Hygienevorschriften das A und O darstellen. Gründliches Händewaschen, Desinfizieren und die Unterstützung von älteren Menschen und Risikopatienten sind zur Zeit unerlässlich und notwendig. Außerdem sollte man Großveranstaltung bestmöglich noch meiden, da hier die Infektionsgefahr am größten ist.

10. Unsere letzte Frage ist an alle unsere Interviewpartner dieselbe: Was gefällt Ihnen an Dresden besonders gut und was ist Ihr Lieblingsplatz? Hat sich dieser seit Beginn von Corona verändert?

Die Neustadt finde ich sehr schön. Diese hat sich natürlich total verändert, weil man vieles nicht mehr besuchen kann. Ansonsten halte ich mich auch gern an der Elbe zum Inliner- oder Fahrradfahren, Spazieren oder Picknicken auf, da hat sich auch nicht all zu viel daran verändert. An der frischen Luft und ohne große Menschengruppen kann man es hier immer noch sehr genießen und hat einen wunderschönen Blick auf die Altstadtkulisse. Das ist einer der schönsten Orte!

Blick von der Elbe auf die Altstadt.

Vielen Dank für das Interview! Wir wünschen Ihnen alles Gute und jede Menge Gesundheit in der Zukunft 🙂

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