Weihnachten

Weihnachten mit neuen Gäste – So geht garantiert nichts schief

Wer immer mit denselben Leuten Weihnachten feiert, ist vor sämtlichen Überraschungen und Erschwernissen gefeit. Kommen jedoch neue Besucher hinzu, eröffnet sich geradezu ein Minenfeld der Fettnäpfchen – die sich jedoch alle weitgehend umschiffen lassen.

Vati wurde als Kind zu jedem Weihnachtsfest mit Gänsebraten malträtiert, daher gibt’s auf dem geschmückten Tisch grundsätzlich kein gebratenes Federvieh mehr. Die Tochter ist laktoseintolerant, bekommt also eine eigene Sauce ohne Käse. Und weil der Schwiegersohn bei politischen Themen schnell hitzköpfig wird, bleibt dieses Thema ganz aus der Stube.

Fakt ist: Weihnachten mit gleichbleibenden Gästen ist in sehr vielen Dresdner Haushalten Tradition. Vielleicht mitunter langweilig, aber garantiert bestens vorhersagbar, weil man alle Gäste, ihre Eigenheiten, Zu- und Abneigungen bestens kennt. Anders sieht es aus, wenn sich neue „Player“ hinzugesellen. Die kürzlich verwitwete Oma aus Norddeutschland, der neue Schatz des Sohnes, das frischeingezogene Nachbarspärchen…

In diesem Fall kann prinzipiell alles, was bislang gute Praxis war, zur Stolperfalle werden, die das Fest zumindest empfindlich stören kann. Wir zeigen euch deshalb, was ihr bei Weihnachten mit neuen Gästen tun und vermeiden könnt.

Übrigens: Die allermeisten dieser Ratschläge könnt ihr 1:1 auf ähnlich gelagerte Silvesterfeierlichkeiten umlegen.

1. Fragen, fragen, fragen

Zumindest, wer von euch als Kind die westdeutsche Sesamstraße geschaut hat, hat aus dem Titellied wohl eine Regel fürs ganze Leben mitgenommen: „Wer nicht fragt, bleibt dumm“.

Wir können nicht genug betonen, wie sehr dieser Satz ebenso beim Weihnachtsfest mit Gästen stimmt, deren „weihnachtliche Neigungen“ bislang für euch als Gastgeber unbekanntes Terrain sind. Bedenkt hierbei folgendes:

  • Zu- und Abneigungen hinsichtlich von Speisen und Getränken.
  • Eine lange Liste echter medizinischer Lebensmittelunverträglichkeiten.
  • Womöglich unbekannte Vorgeschichten mit Süchten (insbesondere Alkohol und Tabak).
  • Persönliche Einstellungen zu politischen und anderen typischen Diskussionsthemen.
  • Bisherige Erfahrungen mit früheren Weihnachtsfeiern.

Klar, ihr könnt definitiv nicht alles vermeiden. Wenn es bei euch beispielsweise unausgesprochener Standard ist, sich trotz des Fests leger zu kleiden, dann dürftet ihr nicht überrascht sein, wenn euer neuer Gast womöglich schick gekleidet auftritt – einfach, weil das eher dem Standard entspricht.

Aber: Zumindest dort, wo es unangenehm, ungesund oder gar lebensbedrohlich werden kann, solltet ihr zuvor versuchen, maximale Klarheit zu schaffen. Bevor irgendetwas geplant oder eingekauft wird, solltet ihr deshalb dem Gast oder seiner Bezugsperson in der Familie möglichst viele Fragen stellen, allen voran solche der folgenden Natur:

  1. „Gibt es etwas, wogegen du allergisch bist?“
  2. „Ich wollte XYZ kochen, kennst und magst du das?“
  3. „Gibt es etwas, was bei dir schlechte/schöne Erinnerungen an Weihnachten hervorruft?“

Hierbei könnt ihr durch richtige Fragestellungen sehr geschickt vorgehen – und regelrecht verdeckt fragen, ohne dass der Angesprochene wirklich mitbekommt, wie er „ausgehorcht“ wird. Letztlich ist es ja zu seinem und eurem Besten – also völlig okay.

Erwartet allerdings nicht, auf diese Weise einen perfekten, vollständigen Leitfaden der Do’s und Dont’s zu erhalten. Halte euch deshalb stets auch an die weiteren Tipps.

Gäste an Weihnachten am Tisch
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2. Bewährte, vielfältig nutzbare Getränke heranziehen

Was wollt ihr an Weihnachten ausschenken? Mit dieser Frage kann man sich wirklich den Kopf zerbrechen. Um sämtliche Schwierigkeiten zu vermeiden, solltet ihr deshalb eine Strategie von Bewährtheit und Vielfalt fahren.

  • Für das Essen solltet ihr euch grundsätzlich an Getränken orientieren, die empfehlungsgemäß gut zum Menü passen. Also beispielsweise zu Fisch nur Weißwein, niemals roter.
  • Habt immer eine vernünftige alkoholfreie Auswahl im Haus: Mineralwasser, Cola sowie Zitronen- und Orangenlimonade. Die decken jeden Geschmack ab und eignen sich zudem noch als Longdrink-Grundlage.
  • Geht bei den Spirituosen ebenfalls keinen zu komplexen Weg. Mit den bewährten flüssigen Klassikern Cognac, Brandy, Rum, Whisk(e)y, Wodka und Gin seid ihr stets auf der sicheren Seite – deutlich mehr als mit geschmacklich weniger universellen Kräuterschnäpsen, Obstbränden und Ähnlichem.

Und selbst wenn es vielleicht eurem Verhalten als Gastgeber widerstreben sollte, so solltet ihr den Neuen immer fragen, was er will – nicht einfach servieren oder ungefragt nachschenken.

3. Routinierte Klassiker kochen

Ein neuer Gast zu Weihnachten. Je nach Charakter löst das entweder Image-Sorgen oder Experimentierfreude aus:

  • „Hoffentlich ist unser bisheriges Weihnachtsmenü nicht zu gewöhnlich.“
  • „Das wäre doch die Gelegenheit, mal etwas völlig Neues zu kochen.“

Beides solltet ihr im Höchstmaß kritisch sehen. Denn erstens möchte euer Gast euer Weihnachtsfest so erleben, wie ihr es üblicherweise feiert. Und zweitens solltet ihr eines bedenken: Jedes neue Gericht, speziell, wenn ihr es noch nie gemacht habt, erhöht die Chance für Unvorhergesehenes um ein Vielfaches.

Vielleicht mag der Weihnachtsklassiker Kartoffelsalat mit Würstchen weniger exklusiv sein als Ente à l’Orange der Rehrücken in Kräuterkruste. Dafür aber wisst ihr bei Ersterem haargenau, wie es perfekt zubereitet wird und wieviel Zeit das Kochen braucht.

Anders formuliert: Mit anderen Gerichten könnt ihr zwar starke Erfolge feiern, aber ebenso massive Bruchlandungen hinlegen. Bleibt deshalb im Angesicht des Neuen lieber bei bewährten Rezepten, die euch Sicherheit geben. Vielleicht kein Menü, von dem der Eingeladene noch nach Wochen schwärmen wird, aber garantiert kein totaler Reinfall.

Wichtig: Sofern der Gast vegetarisch oder vegan lebt, sollte euer aller Weihnachtsessen so ausfallen. Denn es gilt eine weitere Regel, nämlich:

Klassische Weihnachtsgerichte mit Wiener Würstchen
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4. Keine ungewohnte Aufmerksamkeit

Je nachdem, wer es sich mit euch am Gabentisch gemütlich macht, ist es natürlich, wenn dieser Gast etwas „heraussticht“. Sowieso, weil er neu ist und außerdem, weil er vielleicht noch eine wichtige Rolle spielt. Etwa, wenn die Tochter jemanden mitbringt, mit dem sie in vielleicht nicht zu ferner Zukunft im Standesamt sitzen wird.

Bevor ihr euch jedoch deshalb verpflichtet fühlt, diese Person auf ein metaphorisches Podest zu heben, solltet ihr die menschliche Psyche bedenken. Kaum jemand sticht gern aus der Masse hervor. Das gilt besonders, wenn sie als Neulinge zu etwas so Intimem wie einer Familienweihnacht eingeladen sind.

Unser Rat an euch: Versucht nach Kräften, diese Person so zu behandeln, als wäre es nicht ihr allererstes Weihnachten mit euch. Keine besondere Aufmerksamkeit bei Gesprächen, kein Rampenlicht, keine Vorzugsbehandlungen. Nur das lässt das Gefühl entstehen, wirklich dazu zu gehören.

5. Keine zu persönlichen Geschenke

Es ist ganz gleich, ob ihr zur Majorität gehört, die nach dem Essen beschert oder zur Minderheit, die schon vor der Schlemmerei das Geschenkpapier aufreißt: Es wäre in beiden Fällen schlicht und ergreifend maximal unhöflich, euch gegenseitig zu beschenken, dabei aber euren neuen Gast außenvor zu lassen.

Eine Kleinigkeit sollte es also in jedem Fall sein. Doch was? Hierzu solltet ihr die folgenden Tipps beherzigen:

  • Nichts, dessen Brauchbarkeit von der Passgröße abhängt – also keine Kleidung.
  • Nichts, bei dem das Gefallen stark von der Persönlichkeit abhängt. Das betrifft speziell Düfte sowie Speisen und Getränke.
  • Nichts, wo ein Risko besteht, dass der Beschenkte es schon hat – Bücher, Filme, Spiele etc.
  • Keine intimen Dinge wie etwa Schmuck.

Übrig bleibt eine lange Liste von praktischen, neutralen, universellen Geschenken zwischen einer Kuscheldecke für die Couch und einem Einkaufsgutschein – wobei der nicht für große „Alles-Shops“ gedacht sein sollte, sondern besser einen bestimmten Händler. Bedeutet, lieber ein Gutschein für die örtliche Parfümerie als einen Internet-Großhändler.

Ungewünschte Geschenke an Weihnachten
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6. Gefährliche Themen umschiffen

Spätestens, wenn der offizielle Teil der Feier beendet ist, geht es meist zum gemütlichen Part über, bei dem man sich bei flüssigen Genüssen am Tisch unterhält. Diesbezüglich wäre es vielleicht nicht ganz richtig, regelrechte Diskussionskarten zu verwenden (sowas gibt es mittlerweile tatsächlich zu kaufen). Denn besser ist es, ein solches Gespräch seinen natürlichen Verlauf nehmen zu lassen.

Dennoch solltet ihr schon im Vorfeld eine Tatsache mit den üblichen Gästen absprechen: Keine Themen, die bestens dazu geeignet sind, Misstöne zu produzieren. Damit sind vor allem die berühmten „Drei heißen Eisen“ gemeint: Politik, Religion und Sexualität – im allerweitesten Sinn.

Versucht, Gespräche auf eine Weise zu führen, durch die das Thema niemals in diese Richtung abgleitet. Wenn dennoch jemand aus der Rolle fallen könnte, solltet ihr einen Code vereinbaren, durch den derjenige weiß, was er gerade tut. Nein, das bedeutet keine Gesprächsverbote. Bloß verhindert es Themen, zu denen es naturgemäß sehr unterschiedliche Meinungen gibt, was wiederum die harmonische Stimmung stören könnte.

Jemand Neues in seiner weihnachtlichen Mitte vorzufinden, kann schneller geschehen, als mancher es für möglich hält. Stets sollte es dabei euer vornehmliches Ziel sein, sowohl euch als auch dem Gast eine besinnliche gute Zeit zu ermöglichen. Das bedeutet vor allem, euch natürlich zu geben, ihn in eurer Mitte aufzunehmen und zu versuchen, niemanden zu brüskieren. Mit ein bisschen gutem Willen schafft ihr das alles ganz leicht – und legt so vielleicht die Grundlage dafür, aus dem diesjährigen Neuling beim nächsten Weihnachtsfest einen Stammgast zu machen.

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