Lost Places in Dresden – vergessene Orte der Stadt entdecken

Aufregend, mysteriös, abenteuerlich – das Entdecken von „vergessenen Orten“, an denen die Zeit still zu stehen scheint, hat über die Jahre hinweg immer mehr Beliebtheit erlangt. Geschichte hautnah erleben, in vergangenen Epochen stöbern und spannende Orte neu und aus nächster Nähe zu entdecken macht den Reiz des Unterfangens aus. Wir möchten euch einige dieser Orte in Dresden vorstellen.

Doch Achtung: Bitte unterschätzt nicht das Risiko, alte Gebäude bergen Einsturz- und Verletzungsgefahren. Seid also stets vorsichtig! Außerdem: Bevor es auf Entdeckungsreise geht, stellt bitte sicher, dass ihr den Ort und das Grundstück legal betretet. Fragt vorher auf bei den Eigentümern an, holt eine Erlaubnis ein oder nutzt das Angebot und bucht eine Tour.

1.Villa Kolbe

Die Villa Kolbe steht im Dresdner in Alt-Radebeul wurde in 1890-91 erbaut. Sie wird dem Stil der Neorenaissance zugeordnet und zählt zu den architektonisch eindrucksvollsten Gebäuden Radebeuls. Die Villa ist in eine Parkanlage eingebettet, der als Englischer Landschaftsgarten konzipiert ist. Seit 1995 ist die sanierungsbedürftige Villa mit 66 Zimmern ungenutzt und auch die Gartenanlage verwildert seither. Ab 2016 begannen Gespräche mit der Eigentümergemeinschaft der Villa und der Stadt Radebeul um eine Wiederbelegung des Anwesens. Die Stadt wollte jedoch einer Bebauung eines nicht-denkmalgerechtem Wohneinheiten-Neubau nicht Stand geben. Seitdem halten die Gespräche und Streitigkeiten an. Die Stadt ist scheinbar bereit Zugeständnisse zu machen was einen Anbau betrifft, so bleibt es spannend was aus der Villa wird und wann Arbeiten beginnen werden. Die Villa Kolbe ist nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, doch eventuell gibt es eine Chance über die Eigentümergemeinschaft oder die Stadt eine Zugangserlaubnis zu erhalten. Bei einem so schönen Bau, ist es ein Versuch wert.

Adresse: Zinzendorfstraße 16, 01445 Radebeul

Wart ihr schon einmal in einem Lost Place?

2. Malzfabrik Dresden Niedersedlitz

Die Malzfabrik der Gebrüder Pick galt zu seiner Zeit als modernste Brauerei Sachsens und eine der größten Malzfabriken Deutschlands. Der 1873 bis 1875 erbaute Gebäudekomplex setzt sich aus drei Bauabschnitten zusammen. Zu DDR-Zeiten war der Betrieb Teil des VE Getränkekombinats Dresden. Seit mittlerweile fast 30 Jahren steht die Malzfabrik nun leer und gleicht zunehmend einer Ruine. Die Fabriktürme gelten als Wahrzeichen des Industriebaus und werden von den Niedersedlitzern liebevoll „Max“ und „Moritz“ genannt. Einige Zeit lang galt eine Sanierung und Nutzung als Wohnanlage durch einen schwäbischen Unternehmer als wahrscheinlich, doch ist unklar was aus diesem Plänen geworden ist. Vermutlich haben die Bürokratie und die zahlreichen Auflagen, die mit der Sanierung eines denkmalgeschützten Gebäude einhergehen die Pläne des Investors durchkreuzt. Aktuell gibt es keine Pläne einer Sanierung und die Zukunft des Gebäudekomplexes ist ungewiss. 

Das Gelände der Malzfabrik ist nicht zugänglich, alle Tore sind mit Ketten und Schlössern gesichert, doch auch von außen sind einige tolle Fotoaufnahmen möglich.

Einige Zeit über war das Gelände der Malzfabrik auf einer Immobilienplattform gelistet und ist nun noch im Archiv zu finden. Vielleicht ein Anzeichen? In jedem Fall findet man hier einen ersten Hinweis zu einem Kontakt.

Adresse: Straße des 17. Juni 21, 01257 Dresden

Das Immobilienangebot zur Alten Malzfabrik (Archiv) findet ihr hier.

Lost Place einer Fabrik.

3. Sachsenbad Dresden

Die ehemalige Schwimmhalle befindet sich im Stadtteil Pieschen. Der Bau wurde 1928/29 vollendet und lässt sich stilistisch in die Zeit des „Neuen Bauens“ einordnen. Mit einem flachen Dach, einer schlichten Schmuckfassade und monotonen Fensterreihen sind die einzigen Schmuckelemente zierende Reliefs an den Außenwänden. Im inneren konnte das Sachsenbad mit einem Schwimmbecken, einem Römischen Bad, einem Dampfbad sowie Massage- und Ruheräumen aufwarten, während sich im Obergeschoss eine Galerie, Wannen- Brause- und Kurbäder sowie ein Gymnastiksaal befanden. Tatsächlich sind neusachliche Bauten in Dresden nicht (mehr) sehr häufig zu finden. 1994 kam es zur Schließung des Bades und seither zerfällt es zusehends. Die Stadt ist seit Jahres auf der Suche nach einem Käufer, der die Räumlichkeiten nach Möglichkeit wieder als Badehalle betreibt, trotz vielfältiger Konzepte blieb die Suche bisher erfolglos. Seit diesem Jahr ist nun im Gespräch das Sachsenbad wieder nutzbar zu machen, es sollen Coworking-Spaces, eine Sauna, Wellnessräumlichkeiten und Gastronomie entstehen. Wer die Chance nutzen will und das Sachsenbad noch einmal in seinem ursprünglichen Zustand sehen möchte, sollte sich nicht zu lange Zeit lassen.

Ansprechpartner ist hier die Stadt Dresden, jedoch ist es sicherlich mit einigem Aufwand verbunden eine Erlaubnis für eine Besichtigung zu erwirken. Eine Alternative hierzu sind die Führungen ums Quartier, bei der es einige interessante Fakten über das Sachsenbad zu erfahren gibt. Im Anschluss geht es dann weiter zum alten Heizhaus, hier werden auch die Türen für eine Besichtigung geöffnet.

Adresse: Wurzener Straße 18, 01127 Dresden

Zur Website „Führung ums Quartier“ gelangt ihr hier.

Und hier geht es zur Website der Initiative Sachsenbad.

Ein Schwimmbad als Lost Place – verrückt!

4. „Schweinedom“ und Maschinenhalle

Im Ostragelände, auf der sogenannten Messeinsel in Dresden war in den vergangenen Zeiten ein riesiger Schlachthof angesiedelt. Einige der Gebäude wurden bereits zu Wohnhäusern, Gewerbe- und Büroeinheiten, Messe- und Räumlichkeiten anderer Nutzung umfunktioniert und renoviert. Eines der wenigen verbleibenden noch brach liegenden Gebäuden ist der Schweinedom mit angrenzender Maschinenhalle. Beides wird nun ein Teil der Messe Dresden werden. Für 2020 ist die Einreichung der Pläne angedacht und ein Baustart wird für 2021 prognostiziert und die Fertigstellung ist für Ende 2022 angedacht. Es soll das neue Highlight der Messe werden und für Theaterauftritte, atmosphärische Messen, Konzerte und ähnliches zur Verfügung stehen. 
Noch gibt es die Möglichkeit das Flair und die Geschichte des von 1906 bis 1910 erbauten Gebäudeensembles zu bestaunen. Erbaut wurde es übrigens von Hans Erlwein.

Ansprechpartner für die qualitativ durchweg hervorragenden Industriebauten, die zukünftig den Namen „Erlweinturm“ tragen soll, ist die Messe Dresden. Vielleicht entscheidet sich die Messe Dresden sogar während der Projektphase die Türen für Besichtigungen zu öffnen, bevor die Bau- und Renovierungsarbeiten starten. Das wäre in jedem Fall wünschenswert.

Adresse: Ostragehege, Messering, 01067 Dresden

Am Messegelände befinden sich viele leerstehende Hallen.

5. Industrie Kultur Parkour

Ihr seid interessiert an Industriebauten in Dresden und deren Folgelandschaften? Dann schaut euch doch mal das Projekt InKuPa an. In geführten Stadtwanderungen erkundet ihr interessante Areale und setzt euch mit Vergangenem aber auch mit Lösungsansätzen zur Reaktivierung auseinander. Ganz nach dem Motto: Informieren, Diskutieren, Multiplizieren. Auf diese Weise habt ihr die Möglichkeit besondere Orte hautnah zu erleben, von Expertenwissen und Geschichten von Zeitzeugen zu profitieren und alles auch noch ganz legal. Themen, Touren, Talks und Walks, wie zum Beispiel über das ehemalige Plattenwerkgelände an der Gerokstraße, findet ihr auf der Website des Projekts Industrie Kultur Parkour

Industriekultur in Dresden erleben.

Das waren unsere fünf Lost Places in Dresden. Wir möchten euch noch einmal daran erinnern, dass das Erkunden besitzfremder Gelände nicht nur Gefahren birgt, sondern nicht legal ist. Solltet ihr keine Erlaubnis erhalten: Auch der Blick von außen ist einen Besuch wert.

Habt ihr denn noch den ein oder anderen Tipp von vergessenen Orten in der Region oder zum aktuellen Projektstand der hier vorgestellten Anwesen? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.

6 comments

  1. Allgemein passen die Bilder nicht zu den Beschreibungen, so ist das abgebildete Schwimmbad auf keinen Fall das Sachsenbad, die Halle darunter ist nicht auf dem Schlachthofgelände …

    1. Hallo Stefan,

      leider ist es sehr schwierig die Lost Places richtig abzulichten, deswegen verwenden wir Fotos mit ähnlichen Gebäuden. Wir werden uns aber bald auf eine neue Foto-Tour begeben und versuchen die Orte einzufangen.

      Liebe Grüße!

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