Die Geschichte des Weißen Hirsch

Der berühmte Stadtteil mit dem einprägsamen Namen: der Weiße Hirsch. Doch woher kommt der Name eigentlich? Und was steckt allgemein hinter diesem wahnsinnig schönem Viertel? Die Geschichte des Weißen Hirsch verbirgt weit mehr, als man vorerst erahnen kann…

Woher kommt der Name?

Die Herkunft des Namens „Weißer Hirsch“ ist wahrscheinlich vielen Dresdnern und Dresdnerinnen nicht ganz unbekannt. So hieß nämlich die Schänke des kurfürstlichen Kapellmeisters Christoph Bernhard. Dieser hatte Ende des 17.Jahrhunderts einen Weinberg an der alten Bautzner Poststraße gekauft und ein Winzerhaus errichtet. Der Name rührte von der Nähe zu der Dresdner Heide her.

Die Schänke „Zum Weißen Hirsch“ war außerordentlich erfolgreich und erhielt sogar einen Sonderstatus, welcher mit eigenen Privilegien verbunden war. Im 18.Jahrhundert wurde um das Gut eine Gemeinde von Obst- und Gemüsebauern ansässig, welche als Winzer tätig wurden. Besonders vorteilhaft für das Überleben des Guts (vor allem auch während des Siebenjährigen Kriegs) war dessen Lage an der Verbindungsstraße. Der Dresdner Vorort wurde zu einem beliebten Ausflugziel und mit der Errichtung des „Fridabads“ direkt am Waldrand auch zu einem Kurort.

Von der Schänke zum Kur- und Villenort

1872 wurde der Weiße Hirsch von dem Seifenfabrikanten Küntzelmann gekauft und in eine Kolonie der Villen verwandelt. Besonders hierbei war, dass es in der Bauordnung Vorschriften zum Stil, zur Höhe und zum Mindestabstand zwischen den Gebäuden gab. So entstand ein Großteil des Viertels, wie wir es heute kennen.

Besonders geprägt wurde der Weiße Hirsch jedoch durch den Arzt Heinrich Lahmann. Dieser kaufte gegen Ende des 19.Jahrhunderts das alte „Fridabad“ auf und errichtete an dessen Stelle ein Sanatorium, welches innerhalb Weltruhm erlangte. Angewandt wurden hier vor allem moderne Naturheilverfahren, welches ein Spezialgebiet Dr.Lahmanns waren. Die Gäste wurden in 15 gemieteten Villen untergebracht und das Sanatorium wurde jährlich von bis zu 7000 Patienten besucht.

Dies animierte natürlich auch viele Café- und Geschäftsinhaber dazu, sich auf dem Weißen Hirsch anzusiedeln. Der Stadtteil entwickelte sich zunehmend zu einer gehobenen Wohngegend für Fabrikanten, Wissenschaftler und Künstler. 1899 wurde der Weiße Hirsch schließlich auch an das Dresdner Straßenbahnnetz angebunden.

Der Weiße Hirsch in Kriegszeiten

Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges war die Zeit des Weißen Hirsch als Kurort vorbei. Im Sanatorium wurde ein Lazarett eingerichtet. Dies wurde nach Kriegsende auch wieder aufgelöst, jedoch war eine Wiederherstellung der alten Zustände von vor dem Krieg aufgrund der ungünstigen wirtschaftlichen Lage in der Nachkriegszeit und der Inflation so gut wie unmöglich. Auch die hohe Verkehrsdichte über die Bautzner Landstraße beeinträchtigte das Lebensgefühl auf dem Weißen Hirsch zunehmend.

Die Entdeckung von Heilwasser in der Dresdner Heide gab dem Ort weitestgehend seinen charakteristischen Kurfaktor zurück. Bis zum Erlass der Nürnberger Gesetze erhielt der Kurbetrieb erneut Aufschwung. Ab da gab es eine Vielzahl an Einschränkungen für jüdische Kurgäste. Sie durften nur in bestimmten Pensionen unterkommen und waren vom Besuch der Lesehalle oder des Luftbads ausgeschlossen.

1938 fand im „Weißen Adler“ eine Massenkundgebung vor 2000 Mitgliedern der NSDAP statt, welche die Vertreibung der jüdischen Gäste im Sanatorium zur Folge hatte. Vollständig zum Erliegen kam der Betrieb des Sanatoriums schließlich mit Beginn des Zweiten Weltkrieges. Wie im Ersten Weltkrieg wurde auch hier wieder ein Lazarett eingerichtet und nach der Bombadierung Dresdens 1945 umfunktioniert in ein Auffanglager für Flüchtlinge.

Der Weiße Hirsch in DDR-Zeiten

In der Nachkriegszeit wurden nun die meisten Villenbesitzer enteignet und die Villen als Volkseigentum für Ausgebombte und Vertriebene zur Verfügung gestellt. Das ehemalige Sanatorium war ab jetzt ein Lazarett der Sowjetarmee, aus anderen Sanatorien wurden Kinderheime oder Lehrlingswohnheime. Trotz der stark befahrenen Fernverkehrsstraße blieb der Weiße Hirsch ein beliebtes Wohnviertel für Künstler, Wissenschaftler und Ärzte.

In den 50er Jahren gründete der Wissenschaftler Manfred von Ardenne sein Forschungsinstitut, zu welcher unter anderem eine Klinik und eine Sternwarte gehörten (zum Artikel über Sternwarten in Dresden geht es hier). Das Ardenne Institut legte den Grundstein für zahlreiche bedeutungsvolle wissenschaftliche Initiativen in Dresden.

Der Weiße Hirsch heute

Nach der Wende wurden viele Villen ihren Alteigentümern zugesprochen und wieder saniert und entwickelte sich erneut zu einer gehobenen Wohngegend. Heutzutage findet man hier viele exklusive Geschäfte, Kunstmärkte und Ferienwohnungen. Wir berichteten bereits in unserem Artikel Weißer Hirsch- Dresdens Villenviertel darüber.

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