Mei‘ Dreesdn- die Dresdner Mundart

Eiforbibbsch! Wir Sachsen haben schon ein paar lustige Worte auf Lager. Im Alltag fällt es einem manchmal gar nicht mehr auf, wie oft man letzendlich doch die gute alte Dresdner Mundart verwendet. Was viele nicht wissen: Dresdnerisch unterscheidet sich nochmal von anderen sächsischen Dialekten wie Meißnerisch, Osterländisch, Vogtländisch, Erzgebirgisch, Lausitzerisch. Wir haben euch ein paar typische Wortlaute herausgesucht, welche vor allem in Dresden und Umgebung Anklang gefunden haben.

So geht Sächsisch wirbt für die Sächsische Sprache.

Nu! Ich persönlich bin ja eigentlich gebürtige Leipzigerin und von meinen Eltern hochdeutsch erzogen worden. Mein Vater als Thüringer hat jeglichen sächsischen Wortlaut meinerseits im Keim erstickt- „das heißt so und so und nicht so und so!“ und auch alle meine Freunde redeten hochdeutsch. Nun ja, bis ich nach Dresden kam blieb das auch so, tatsächlich habe ich noch nie so viele Menschen die so oft entweder ironisch oder unironisch tatsächlich sächseln. In weniger als einem Jahr gehörte das gute alte „Nu!“/“Nu kla‘!“ fest zu meinem Wortschatz dazu. Auch Phrasen wie „Da ka‘ ma sisch nur an Kopp greifn“ sage ich-unter spaßhaftem Augenrollen meiner Eltern- gerne mehrmals am Tag. Und obwohl ich hochdeutsch aufgewachsen bin, habe ich hier in Dresden gelernt, dass so ein Dialekt wahnsinnig identitätsstiftend sein kann und ganz nebenbei auch ein Stück Geschichte in angewandter Form sein kann. So kommt beispielsweise der Wortlaut „Mache keene Fisimatenten!“ als elterliche Warnung aus der Zeit der französischen Besatzung: die französischen Soldaten versuchten die Mädchen in ihre Zelte zu locken, beispielsweise mit der Einladung ‚Visitez ma tente‘ (auf deutsch: ‚Besuchen Sie mein Zelt‘). Fisimatenten ist lediglich die deutsche Form davon und der Kommentar ‚mach aber keine Fisimatenten‘ wurde den jungen Frauen damals also warnend mit auf den Weg gegeben.

Das Birnenbaum-B und das Babbelbaum-B

Die Dresdner Mundart zählt zu den sogenannten Obersächsischen Dialekten. Das Obersächsische ist ein Teil der thüringisch-obersächsischen Dialektgruppe und wird Sachsen, südöstlichen Teilen Sachsen-Anhalts und im östlichen Thüringen gesprochen. Allgemeine Merkmale im Vergleich zum Hochdeutsch sind zum Beispiel die sogenannten Entrundung der Vokale /ö/, /öː/, /ü/, /üː/ und /üe/ zu /e/, /eː/, /i/ und /iː/. So wird aus böse beispielsweise beese. Auch die Schwächung von Konsonanten (statt Papa: Babba, oder eben statt Pappelbaum: Babbelboom) ist typisch sächsisch. Eine feste Struktur in der Änderung der Vokale ist nicht ganz festzulegen. Manche /e/ werden zu /i/ und manche werden eben zu /o/- das ist immer von den jeweiligen Worten abhängig. Natürlich gibt es auch innerhalb Sachsens einige kleine, aber feine Unterschiede in Wortwahl und Aussprache. Diese sind jedoch für viele Nicht-Sachsen, sowie Sachsen kaum erkennbar.

Von ausgenuddld zum Zärrwansd

Doch nicht nur die Ausprache ändert sich im Sächsischen. So gibt es beispielsweise komplette Wortneuschöpfungen, welche neben ihren hochdeutschen Synonymen existieren. So sagen die Sachsen zu ‚Marienkäfer‘ beispielsweise „Mohdschegiebschn“, zu Angeber „Graf Googs“ oder „Lagg’l vom Dorf“. Ein Synonym, was mir besonders gefallen hat, war zur Ziehharmonika „Zärrwansd“ oder „Gwädschgommode“ zu sagen.

In Buchhandlungen gibt es zahlreiche deutsch-sächsische Wörterbücher, welche genau diese Synonyme auflisten- niedergeschrieben in richtiger Aussprache. Die Dachmarke des Freistaates Sachsens „So geht Sächsisch“ kürt seit 2008 jedes Jahr die „Sächsischen Wörter des Jahres“ und werben mit Postkarten und bedruckten Shirts dafür. Hier geht es darum, dass das Sächsisch mit all seinen lustigen, eigenartigen- kurz budzsch’n Worten und Wortlauten nicht verloren geht. Denn so viel wird Sächsisch nicht mehr gesprochen. Wenn, dann vermischt es sich oft mit zahlreichen anderen Dialekten. Grund hierfür ist wahrscheinlich die zunehmende Interregionalität innerhalb der Republik, viele Dresdner ziehen weg, viele Neu-Dresdner kommen dazu. Ob das Sächsisch wie wir es heute kennen in 100 Jahren noch vorhanden sein wird, ist schwer auszumachen. Natürlich erlebt die deutsche Sprache viele Einflüsse in einer globalisierten Gesellschaft wie dieser, jedoch ist es manchmal schön, sich auf den örtlichen Dialekt zurückzubesinnen. Und mal ganz ehrlich: die Lacher hat man bei Sächsisch immer auf seiner Seite!

Auf https://www.so-geht-saechsisch.de/dialekt findet ihr noch viele andere tolle Sächsische Worte und könnt euch über ihre Herkunft und Verwendung informieren. Was ist euer liebstes Sächsisches Wort? Schreibt es doch gerne in die Kommentare!

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