Die künstliche sanierte Ruine in Pillnitz

Eine künstliche Ruine ist ja schon kurios genug, aber eine sanierte künstliche Ruine lässt einen da schon mal die Stirn runzeln. Was, wenn ich euch sage, dass es in Pillnitz genau diese Kuriosität gibt? Wir erzählen euch wo, wann, warum und wie Pillnitz diese Sonderlichkeit beherbergt!

Die Ruine Pillnitz im Sonnenlicht.

Wo?

Nördlich von Pillnitz, auf der Anhöhe über dem Friedrichsgrund, befindet sich die charmevolle Ruine, unweit vom Schloss und Park Pillnitz. Der Friedrichsgrund ist eine Idylle für Wanderer und Spaziergänger. Ohne einen besonders starken Anstieg gelangt man an eine wirklich beeindruckende Aussicht, die einem kurz den Atem raubt.

Die Aussicht lohnt sich!

Der Friedrichsgrund ist ebenfalls unter dem Namen Meixgrund bekannt und ca. 1,5 km lang. Er erstreckt sich zwischen Loschwitz und Pillnitz bishin zur Meixmühle. Namensgeber war Kurfürst Friedrich August III. von Sachsen.

Wann? und Warum?

Ruine Pillnitz um 1800
Die Ruine um circa 1800.

Im Mittelalter hatte auf dem Gebiet der jetzigen Ruine eine Wehranlage gestanden. Lange blieb der Friedrichsgrund unangetastet, bis er 1780 als Wandergebiet des Kurfürsten und späteren ersten Königs von Sachsen, Friedrich August III., ausgebaut wurde. Abschließend errichtete man im Jahr 1785 die Ruine im Stil der Neogotik. Hierzu wurden wahrscheinlich Teile des alten Schlosses verwendet, wodurch eine Verbindung zur ehemaligen Wehranlage geschaffen wurde, deren Grundmauern das Fundament der Ruine waren. Das verwitterte Gemäuer, mit den Spitzbogenfenstern und Ecktürmchen diente dem Kurfürsten seitdem als Ziel seiner Wanderungen. Küche und Kamin trugen ihr übriges zu einem perfekten Wanderziel bei.

Wie (ist es heute?)

Die gotische Ruine geriet jedoch zunehmend in Vergessenheit. Langsamer Verfall und der Aufwuchs von schnellwüchsigen Baumarten wie Robinie und Spitz-Ahorn setzte dem beliebten Aussichtspunkt zu. 2014 folgte letztendlich der Beschluss der beiden Staatsbetriebe Sachsenforst und Schlösserland, das Bauwerk zu restaurieren und es wurde eine Nutzungskonzeption erarbeitet. Leider musste die Ruine 2017 gesperrt werden, das Gemäuer war zu marode und damit das Betreten zu gefährlich.

Die Ruine versteckt im Wald

 Ende 2019 war es dann schließlich geschafft: Die Sanierung der Künstlichen Ruine war fertiggestellt. So wurde das Mauerwerk neu verfugt, sowie die Mauerkronen restauriert. Wie bei vielen bedeutenden Bauwerken Dresdens wurde auch hier Sandstein verwendet. Da Sandstein einer ständigen Pflege und Kontrolle bedarf, wurde auch das hier wieder nachgeholt: Verlorene Sandsteinbauteile wurden ersetzt und fehlende Fensterbrüstungen wieder errichtet. Der Sandsteinerker an der Süd-West-Ecke, hatte abzustürzen gedroht (Grund hierfür war jahrelange Durchfeuchtung)- bei der Restaurierung wurde er zuerst abgebaut, statisch gesichert und letzten Endes wieder an Ort und Stelle versetzt.

Die Ruine liefert einen tollen Ausblick über die Dächer Dresdens.

Zur dauerhaften Sicherung der Ruine wurde ein neues Dach über dem Innenraum errichtet. Zudem wurden zur Pflasterung des Bodens historische Sandsteinplatten geborgen aus verschiedenen Arealen Sachsens verwendet.

Zugang zum Dach

 Trotzdem wird die Ruine selbst allerdings nicht mehr begehbar sein. Durch wiederholte Vandalen in der Vergangenheit wird der Innenraum nicht mehr frei zugänglich sein. Metallgitter an Fenster und Türen verhindern das Eindringen in die nun sanierte Ruine.

Über eine Spindeltreppe an der Rückseite der Ruine, über einen Laufsteg auf dem Dach gelangt man nun an den neu geschaffenen Aussichtspunkt.

Der Aufgang zur Aussichtsplattform.
Der neue Innenraum der Ruine – leider nicht mehr begehbar.

Die neu sanierte künstliche Ruine Pillnitz ist ein tolles Ziel für Spaziergänge. Von hier hat man eine wunderbare Aussicht und kann (dem Wetter entsprechend) hier auch wunderbar picknicken. In der Abenddämmerung dürfte man der ein oder anderen Hufeisennase begegnen: durch Aussparungen in den Fenstergittern finden hier Fledermäuse ihren Unterschlupf.

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