Die Entstehung des Großen Gartens

Wenn man auf einen Stadtplan Dresdens sieht, fällt eigentlich jedem direkt dieser riesige grüne Fleck von 1,8 Quadratkilometern östlich des Dresdner Zentrums auf. Die Dresdner wissen natürlich von dem beliebten Großen Garten, welcher prachtvoll in der Mitte Dresdens blüht und gedeiht. Doch: wie kam es eigentlich dazu, dass Dresden so ein riesiges Stück Park quasi in seiner Mitte hat? Wir haben wieder für euch recherchiert und so einiges für euch über die beliebte Grünfläche direkt zwischen Altstadt und Striesen herausgefunden!

Blick von der Hauptallee auf das Palais

Die ersten Schritte

Beginnen wir wie so oft am Anfang der Geschichte. Bereits im Jahr 1676 wurde die Anlegung des Großen Gartens vom späteren Kurfürsten Johann Georg III. in Auftrag gegeben. Jahrelang wurde an einem Plan getüftelt, und das obwohl dieser anfängliche Plan nur in Ansätzen verwirklicht worden ist. Schlussendlich wurde Johann Friedrich Karcher (nach ihm wurde auch die Karcherallee benannt) mit der Neuplanung beauftragt und Obergärtner des Großen Gartens bis 1722. Der Plan Karchers bezog sich auf französische Vorbilder, was heute noch sichtbar ist. Dazu gehören vor allem der Palais im Zentrum der Anlage, sowie die acht Pavillons (Kavaliershäuser).

Die Hauptallee

Der Große Garten unter August dem Starken

Der Ausbau und die Fertigstellung des Großen Gartens wurde unter der Herrschaft von August dem Starken besonders vorangetrieben. Der Große Garten wurde Schauplatz von großen Festveranstaltungen (beispielsweise anlässlich von hohem Besuch aus dem Ausland), Fasanenjagden und höfischen Festen. Ab 1729 bis 1747 wurde der Palais im Zentrum des Großen Gartens Ausstellungsort für eine 200-Stück schwere Sammlung antiker Figuren, welche August der Starke kurz davor erworben hatte. Außerdem wurden 160 zeitgenössische Plastiken unter freiem Himmel entlang der Hauptallee aufgestellt. Die meisten Exemplare davon wurden jedoch im Siebenjährigen Krieg zerstört.

Nach Tod von August dem Starken stagnierte die Entwicklung des Großen Gartens und er wurde auch nicht mehr für jegliche Art höfischer Feste genutzt. Grund hierfür waren unter anderem die Zerstörungen durch den Siebenjährigen Krieg und die Besetzung Dresdens durch die Preußische Armee. Auch wenn im Großen Garten selbst nicht gekämpft wurde, war er trotzdem Durchmarschgebiet, worunter der Pflanzenbestand litt. Beim Wiederaufbau wurde sich lediglich auf die Wiederherstellung des Zerstörten reduziert, eine Weiterentwicklung fand nicht statt.

Verwunschene Wege gibt es überall zu finden im Großen Garten

Die Umgestaltung nach den Napoleonischen Kriegen

Auch während der Napoleonischen Kriege wurde der Große Garten erheblich zerstört. Dies geschah insbesondere in der Schlacht um Dresden im August 1813 und während der anschließenden Besetzung. Für ein halbes Jahr lang wurde das Palais als Lazarett benutzt, was auch dieses stark in Mitleidenschaft zog.

Diesmal wurde bei der Wiederherstellung des Großen Gartens auf die Optimierung des ökonomischen Nutzens geachtet und auf die Steigerung der Attraktivität des Großen Gartens für Besucher, den nun standen die Tore für alle offen. So wurden nach und nach Gaststätten im Großen Garten eingerichtet und im Winter wurde der Palaisteich zu einer Eislaufbahn. Die barocke Grundstruktur blieb jedoch erhalten.

1861 wurde dann schließlich der Zoologische Garten eröffnet, welcher bis heute teilweise sein Gebiet im Großen Garten hat.

Der Mosaikbrunnen wurde anlässlich einer Gartenausstellung 1926 gebaut.

Der Große Garten unter der Leitung von Bouché

1873 trat der 22-Jährige Bouché das Amt als Direktor des Großen Gartens an. Die Anlage war zum Zeitpunkt seines Amtantritts überaltert und vernachlässigt. Es wurde eine Vergrößerung des Großen Gartens vorgenommen (wodurch er seine finale rechteckige Form erhielt) und viele neue Pflanzen angelegt. Bouché ist zu verdanken, dass der Große Garten ein so blumenreicher Park ist.

Da die Gärtner im Großen Garten vor allem mit Wassermangel zu kämpfen hatten, wurde ein eigenes Wasserwerk östlich der Querallee errichtet. Außerdem wurde das Fußwegnetz auf 31 Kilometer erweitert und Radwege angelegt-womit der Große Garten einer der ersten Deutschlands war. 600 Parkbänke wurden an den Fußwegen entlang aufgestellt und die Haupt- und Querallee mit elektrischem Licht ausgestattet.

Vom Zweiten Weltkrieg bis heute

Die Splittereiche erinnert an den Bombenangriff von 1945.

Leider blieb auch der Große Garten von den Bombenangriffen im Februar 1945 nicht verschont. Viele der Gebäude brannten aus und das Palais wurde schwer getroffen, verlor dabei sein Dach und die Innenausstattung. 170 Mal schlug eine Bombe in Dresdens beliebtem Park ein. Die Splittereiche erinnert heute noch daran.

In der Nachkriegszeit wurden Teile des Großen Gartens als Anbaufläche für Kartoffeln und Gemüse genutzt. Eine Abholzung der Bäume zur Brennholzgewinnung wurde glücklicherweise verhindert. Am Kindertag 1950 wurde dann die heute immer noch beliebte Parkeisenbahn eröffnet. Es war die erste Pioniereisenbahn in der DDR.

Die Parkeisenbahn ist für Kinder eine Attraktion.

Mitte der 50er wurde die Freilichtbühne „Junge Garde“ aufgebaut, wo auch heute noch viele besonders bekannte Künstler auftreten. Die Anlage im neubarocken Stil verfügt über 5.000 Sitzplätze und befindet sich im südöstlichem Teil des Großen Gartens.

Heute ist der Große Garten eine grüne Oase inmitten der Stadt, welcher für die Dresdner eine große Auswahl an Freizeitbeschäftigungen bietet. Neben Spazieren gehen und anderen sportlichen Betätigungsmöglichkeiten kann man Veranstaltungen unter freiem Himmel (wie beispielsweise in der Jungen Garde oder im Parktheater) und den Besuch von Zoo und Gaststätten genießen. Der Große Garten ist auf jeden Fall ein Besuch wert! Nicht umsonst schrieb Erich Kästner in seinem Buch „Als ich ein kleiner Junge war“, in welchem es um Erinnerungen an seine Heimatstadt Dresden geht, über die Kavaliershäuser des Großen Gartens:

„,In einem davon,‘ dachte ich als junger Mann, ‚würdest du fürs Leben gerne wohnen! Womöglich wirst du eines Tages berühmt, und dann kommt der Bürgermeister mit seiner goldenen Kette um den Hals und schenkt es dir im Namen der Stadt.‘ Da wäre ich dann also mit meiner Bibliothek eingezogen. Morgens hätte ich im Palaiscafé gefrühstückt und die Schwäne gefüttert. Anschließend wäre ich durch die alten Alleen, den blühenden Rhododendronhain und rund um den Carolasee spaziert. […] Später wäre ich, nur eben um die Ecke, in den Zoo gegangen. […] Und nachts hätte ich, wieder bei offenem Fenster, herrlich geschlafen. Als einziger Mensch in dem großen, alten Park. Ich hätte von August dem Starken geträumt, von Aurora von Königsmarck und der ebenso schönen wie unglücklichen Gräfin Cosel.“

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