Synchronschwimmen in Dresden

Das Wasser glitzert in der Nachmittagssonne, genauso wie die Pailletten auf den Badeanzügen der Mädchen. Ihre Körper sind angespannt, gleich geht es los. Die gesamte Schwimmhalle scheint den Atem anzuhalten, ein Pfiff zerreißt die Stille und nach ein paar Sekunden, welche sich wie Stunden für die 8 Mädchen am Beckenrand anfühlen müssen, erklingt die Musik und sie setzen sich in Bewegung.

Es ist ein Sport, welchen es nicht wirklich häufig gibt. Von einigen bewundert, von anderen sogar belächelt und von wieder anderen nicht einmal gekannt: Synchronschwimmen. Erstaunlich aber wahr: hier in Dresden wird er tatsächlich trainiert und das sehr erfolgreich! Dreimal pro Woche wird in der Springerhalle am Freiberger Platz geschwommen und getaucht, an Spannung und an Ausdruck gearbeitet, Ausdauer und Beweglichkeit trainiert, Pflichtfiguren und Küren immer und immer wieder durchgegangen. Synchronschwimmen ist ein unglaublich vielfältiger Sport, welcher wohl kaum vergleichbar mit einem anderem ist. Denn wenn mich jemand fragen würde, was Synchronschwimmen eigentlich ist- ich würde wahrscheinlich etwas in Richtung „Ballett im Wasser sagen“- und genau das ist es auch früher gewesen. Das sogenannte „Wasserballett, eng verwandt mit dem „Reigenschwimmen“, existiert bereits seit Ende des 19.Jahrhunderts-damals jedoch als reine Männersportart. Das Reigenschwimmen beschränkte sich lediglich jedoch auf das legen von Bildern mit mehrern Personen im Wasser, die Musik diente hierbei lediglich als Untermalung. Der erste Reigenschwimm-Verein bei welchem Frauen mitschwammen war die 1903 gegründete Damen-Reigenschwimmgruppe „Isarnixen“ in München, welchen es unter dem Namen bis heute noch gibt. Im Laufe der Zeit wurde aus dem ehemaligen Männersport ein fast reiner Frauensport. Diese Thematik wurde auch in der schwedischen Komödie „Männer Im Wasser“ aufgegriffen und international sind Männer seit 2015 in der Disziplin „Mixed-Duett“ zugelassen.

Die Badeanzüge und Kopfschmücke werden meist aufwendig von den Schwimmerinnen selbst hergestellt.

Auch wenn Synchronschwimmen seit 1984 olympisch ist, bleibt es in Deutschland eine Randsportart. Allein in Sachsen gibt es neben Dresden nur 3 weitere Vereine, welche diesen Sport trainieren. Dabei waren es einmal mehr, die fehlenden Möglichkeiten zu trainieren erschwert jedoch den Erhalt für viele Vereine.

Nicht jedoch hier in Dresden; da die Schwimmerinnen über Kraft, Spannung, Ausdauer,Beweglichkeit, künstlerische Ausstrahlung (und das alles unter extremen Luftmangel!) verfügen müssen, wird hier dreimal die Woche fleißig trainiert. Das Training beginnt jedoch wider Erwarten nicht im Wasser, sondern in der Turnhalle-an Land. Hier wird der Grundbaustein für Kraft und Beweglichkeit gesetzt, welcher dann später für die Übungen im Wasser gebraucht wird. Die Mädchen trainieren also Liegestütze, Klimmzüge und Klappmesser, anschließend wird sich eingedehnt und schon sitzen fast alle in den drei Spagaten: Rechts-, Links- und Querspagat.

Lange Wartezeiten gehören bei Wettkämpfen dazu.

Nach einer Stunde Landtraining wird sich schnell umgezogen um keine kostbare Wasserzeit zu vergeuden. Hier wird sich, wie ganz normal bei den Schwimmern auch, ersteinmal eingeschwommen. Auch die Ausdauer wird in dieser Zeit trainiert, denn auch das Zurücklegen von langen Strecken ist für manche Wettkämpfe relevant. Zwischendurch wird hierbei auch oft das Streckentauchen trainiert, ab 14 Jahren muss jedes Mädchen 50 Meter durchhalten können, das sind 2 normale Schwimmerbahnen. Dann geht es weiter mit den sogenannten „Paddeltechniken“ und dem „Wassertreten“-die Fortbewegung der Synchronschwimmer praktisch. Diese wird dann angewandt bei den Küren(den Choreographien sozusagen), welche dann bei Wettkämpfen zur Musik geschwommen werden und auch meistens bei den Olympischen Spielen im Fernsehen ausgestrahlt werden. Das Paddeln und Wassertreten ist wichtig für die Wechsel zwischen den verschiedenen Formationen. Nach dem Einschwimmen wird das Training oft unterteilt in Pflicht- und Kürtraining. Denn während der Allgemeinheit meistens nur Synchronschwimmen in Form einer Kür(ähnlich wie beim Eiskunstlaufen) bekannt ist, treten die Schwimmerinnen beim Wettkampf auch einzeln in den sogenannten Pflichtfiguren an. Das sind geregelte Bewegungsabläufe, welche meistens nicht länger als eine Minute dauern. Die Küren werden in verschiedenen Ausführungen aufgebaut. Es gibt die Gruppe, bei welcher 4 bis 8 Schwimmerinnen mitschwimmen können, das Duett (für 2 Personen) und das Solo, wo eine Schwimmerin ihr Können alleine präsentiert. Eine weitere Form der Kür ist die sogenannte Kombination, welche bis zu zehnt geschwommen werden kann und eine Kombination von Gruppen-, Duett- und Soloteilen enthält.

Beim Pflichtwettkampf tragen alle Mädchen schwarze Badeanzüge und weiße Badekappen um eine gerechte, vorurteilsfreie Bewertung zu ermöglichen.

Die Abteilung Synchronschwimmen existiert im Postsportverein Dresden bereits seit 1965- ihr Name war damals „Dresdner Goldfische“. Dieser rührte von einer Aussage eines Zuschauers bei einer Flossenballett-Vorführung in den 60er Jahren. Die Farben der Anzüge, des Kopfschmucks und der Flossen Rot, Gelb und Gold müssen ihn an besagte Goldfische erinnert haben: „…die sehen aus wie Goldfische!“

Die Abteilung Synchronschwimmen beherbergt derzeit um die 55 Mitglieder, die meisten sind noch Schülerinnen zwischen 6 und 18 Jahren. Sie werden je nach Alter in verschiedene Leistungsgruppen unterteilt, bei welchen immer unterschiedliche Anforderungen gestellt und verschiedene Pflichtfiguren trainiert werden. Dies übernehmen 7 ehemaligen Synchronschwimmerinnen, welche ihre Arbeit ehrenamtlich machen. Die Dresdner Synchronschwimmerinnen nehmen an Wettkämpfen innerhalb Sachsens sowie deutschlandweit teil. Ansonsten treten sie auch bei Schauschwimmen auf, wie beispielsweise bei Badefesten oder der Springergala der Turmspringer, welche jedes Jahr ein Highlight für viele ist.

Synchronschwimmen also, unbekannt aber doch beliebt unter den Zuschauern. Dass Dresden ein Team hier hat, ist wahrscheinlich für viele eine Neuigkeit gewesen-trotz seiner Größe. Und auch wenn Synchronschwimmen hier in Deutschland nicht im Fernsehen ausgestrahlt wird(außer bei Olympia)-vielleicht bekommt man unsere Synchronschwimmerinnen mal bei einem der besagten Schauschwimmen zu sehen?!

Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite der Abteilung Synchronschwimmen des Postsportvereins Dresden.

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