Dresdens schönste Dörfer

Wenn ihr anfangt, Dresden etwas genauer kennenzulernen und diese wunderschöne Stadt auch außerhalb der Hauptattraktionen der Alt- und Innenstadt erkundet, werdet ihr immer wieder auf historische Dorfkerne stoßen. Und ihr werdet feststellen – einer ist schöner als der andere. Von insgesamt 44 historischen Dorfkernen möchten wir euch hier ein paar vorstellen. Welcher Dorfkern ist in euren Augen der schönste Dresdens?

Die erste urkundliche Erwähnung Dresdens war 1216. In den Jahrhunderten danach war es vor allem der Bereich um den Neumarkt, der die Stadt ausmacht. 1549 wurde Altendresden, der westliche Teil der heutigen Neustadt, eingemeindet. Während darauffolgend einige Stadtteile planmäßig angelegt wurden, z.B. Johannstadt und Friedrichstadt, wurden im Zuge von Urbanisierungsprozessen mehr und mehr umliegende Dörfer eingemeindet. Der Radius wurde dabei immer größer. Die letzten Eingemeindungen fanden im Jahr 1999 statt – seitdem gehören Dörfer wie Eschdorf, Schönfeld-Weißig und Langebrück zu Dresden. Doch wir fangen mal etwas früher an …

Strehlen

Im Jahre 1892 wurde Strehlen nach Dresden eingemeindet. Grund dafür waren die häufigen Überschwemmungen im Kaitzbachgelände bis zur Stadtgrenze, die den Bau eines Flutkanals zur Lingnerallee notwendig machten. Dies war für die Gemeinde nur gemeinsam mit der Stadt Dresden realisierbar.

Strehlen entstand aber schon im 11. Jahrhundert als slawisches Bauerndorf links der Elbe am Kaitzbach und wurde 1288 erstmals als Strowelin erwähnt. Mit damals über 385 Hektar Land und 250 Einwohnern war Strehlen eines der größten Dörfer des Dresdner Umlandes. 1676 mussten fast 60 Hektar Land für die Anlage des Großen Gartens abgetreten werden.

Große Teile des Dorfkerns wurden bei kriegerischen Auseinandersetzungen und Bränden zerstört. Viele Güter entstanden damals neu, wirklich ursprüngliche Bauten finden sich noch unweit der Christuskirche.
Mit der Eingemeindung entwickelte sich Strehlen vom Bauerndorf zum bevorzugten Wohnort der Dresdner Oberschicht.

Villa am Wasaplatz
Villa am Wasaplatz

Bedeutendstes Bauwerk Strehlens ist die 1903-05 entstandene Christuskirche mit ihrer markanten Doppelturmfront, die am höchsten Punkt der Ortsflur errichtet wurde.

Christuskirche im Stil der Reformarchitektur
Christuskirche im Stil der Reformarchitektur

Übigau

Übigau ist ein rechtselbischer Stadtteil, der 1324 erstmals als Vbegowe urkundlich erwähnt wird. Die Herkunft des Namens ist nicht endgültig geklärt. Wahrscheinlich ist die Ableitung von ubeg=Flucht – da der Ort erhöht lag und sich die Bewohner hierher bei Hochwasser zurückziehen konnten.

Den Ortskern, heute Altübigau, bildet ein etwa 8 Meter über der Elbe, hochwasserfrei gelegenes, zur Elbe offenes, Sackgassendorf. Den Dorfplatz nannte man früher „Die Tränke“. 1945 wurden von den sechs Gehöften vier zerstört, sodass das alte Dorfbild nicht mehr erhalten ist.

Ländliches Wohnhaus auf der Rethelstraße
Ländliches Wohnhaus auf der Rethelstraße

Die Bevölkerung Übigaus lebte von der Landwirtschaft, unter anderem auch vom Weinbau, und vom Fischfang.

1725 ließ der Kabinettsminister Graf Jakob Heinrich von Flemming das barocke Schloß Übigau errichten. Nach vielen Jahren, in denen das Schloß  mehr und mehr sich selbst überlassen wurde, soll es in den nächsten Jahren behutsam saniert werden – mit dem Ziel, ein  Kunst- und Kulturschloss zu entwickeln. Ab diesem Sommer soll es bereits Sommertheater der Komödie Dresden im Schloßpark geben.

Das Schloss Übigau befindet sich derzeit leider in einem schlechten Zustand.
Das Schloss Übigau befindet sich derzeit leider in einem schlechten Zustand.

1903 wurde Übigau nicht ohne Widerstand gemeinsam mit Pieschen, Trachau, Mickten, Löbtau, Plauen, Naußlitz, Wölfnitz und Cotta nach Dresden eingemeindet.

Reick

Das Rundplatzdorf Reick wurde Mitte des 11. Jahrhunderts durch slawische Siedler angelegt und 1288 erstmals urkundlich erwähnt. Der Name des Dorfes, ursprünglich Rykh, ist von dem altsorbischen Wort ryk, was so viel heißt wie Graben, abgeleitet.

Zeitweise gehörte das Dorf, wie Strehlen auch, zum Kloster Altzella. Auch Altreicks ursprüngliche Bebauung wurde mehrmals durch Hochwasser und Brände zerstört. Eingemeindet wurde das Dorf 1913.

Ein wunderschöner Hof.
Ein wunderschöner Hof.

Einen Gebäudekomplex, welchen ihr in Reick unbedingt bestaunen müsst, ist die von Erlwein zwischen 1847 und 1916 miterrichtete Gasanstalt. 1973 wurde die Gaserzeugung eingestellt, die Gebäude zum Teil abgetragen. In einem der Gasometer ist heute das Panometer Dresden untergebracht.

Panometer Dresden
Panometer Dresden

Loschwitz/ Wachwitz

Aufgrund der Größe dieses Stadtteils, der nicht nur die Elbhänge zwischen Loschwitz und Wachwitz umfasst, besteht er eigentlich aus mehreren Dörfern, so dass ihr hier auch mehrere historische Dorfkerne findet, auf die wir in diesem Beitrag nicht im Einzelnen eingehen. Der gesamte Bereich wurde 1921 trotz heftiger Widerstände nach Dresden eingemeindet.

Loschwitz wurde 1315 als Loscuicz erstmalig urkundlich erwähnt. Der älteste Dorfkern befindet sich an der Friedrich-Wieck-Straße, unterhalb des Körnerplatzes.

Biergarten_Körnergarten_Loschwitz_Elbe
Hinter dem Biergarten am Körnerplatz befindet sich der alte Dorfkern.

Die Bewohner des Dorfes lebten vorrangig von ihrem Lebensunterhalt, den sie als Fischer und Elbschiffer verdienten.

Seit dem 18. Jahrhundert zogen die Loschwitzer Weinberge verstärkt wohlhabende Adlige, Dresdner Stadtprominenz und Künstler an, die hier ihre Weingüter und Sommerhäuser errichteten. So erwarb auch die Familie Körner 1785 ein Weinberggrundstück in Loschwitz, in dem zeitweise Friedrich Schiller weilte und hier an seinem “Don Carlos” schrieb. Bewegt man sich auf der Pillnitzer Landstraße in Richtung Pillnitz, kommt man an dem Künstlerhaus von Martin Pietzsch vorbei, welches noch heute Wohn- aber v.a. Arbeitsort namenhafter Dresdner Künstler ist.

Große, helle Wohnungen am Hang ermöglichen eine weite Sicht über Dresden
Schicke Villen und Häuser zieren heute die Elbhänge.

Loschwitz ist reich an Denkmälern. Die sogenannte „Senfbüchse“, das Joseph-Hermann-Denkmal, befindet sich auf der Friedrich-Wieck-Straße unterhalb des Körnerplatzes. Ebenso, ein paar Meter weiter, ein Hochwasserdenkmal errichtet nach der Jahrhundertflut 2002.

Das Blaue Wunder, die 1983 errichtete Elbbrücke zwischen Loschwitz und Blasewitz, prägt das Bild des Stadtteils. Die Konstrukteure Prof. Dr. Claus Köpcke und Hans Manfred Krüger, schufen einen Brückentypus, den es so vorher in Europa nicht gegeben hatte: eine auf zwei Trägern gelagerte Hängebrücke ohne Strompfeiler. Die kühne Konstruktion und der blau-grüne Farbanstrich gaben der Brücke bald ihren Namen.

Der Blick vom Blauen Wunder
Der Blick vom Blauen Wunder

Zum Elbhangfest am letzten Juniwochenende könnt ihr diese alten Dorfkerne entlang der Pillnitzer Landstraße (auch Hosterwitz!) ausgiebig entdecken. Lest dazu mehr in unserem Beitrag.

Hosterwitz

Hosterwitz liegt an der Elbe zwischen Pillnitz und Niederpoyritz. 1950 wurde der Ort nach Dresden eingemeindet. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahr 1406. Der erste Dorfkern, eine slawische Fischersiedlung, entstand direkt am Elbufer, später erweiterte sich der Ort bis zum Kepplergrund und an der Dresdner Sraße.

Der alte Dorfkern mit der Schifferkirche Maria am Wasser, dem Pfarrhaus, der Kantorei und einigen anderen historischen Gebäuden wurde bei der Flut 2002 stark beschädigt, dann aber auch recht schnell wieder aufgebaut.

Kirche Maria am Wasser in Stadtteil Dresden Hosterwitz
Kirche Maria am Wasser in Stadtteil Dresden Hosterwitz

Im 19. Jahrhundert errichteten sich Dresdner Bewohner in Hosterwitz erste Sommerhäuser, darunter Carl Maria von Weber. Das von ihm genutzte Wohnhaus kaufte im Juli 1925 der Verein Sächsischer Heimatschutz und gestaltete es zu einer Gedenkstätte um. 

Carl-Maria-von-Weber-Museum in Stadtteil Dresden Hosterwitz
Carl-Maria-von-Weber-Museum in Stadtteil Dresden Hosterwitz

Die großflächigen Obstplantagen in Hosterwitz erinnern noch heute an die Plantagen der großen Gutshäuser. Auf einem Teil dieser Flächen befindet sich heute das Wasserwerk Hosterwitz, welches nach Plänen von Erlwein 1905 – 1908 gebaut wurde.

Laubegast

Laubegast wird 1408 als Lubegast erstmalig urkundlich erwähnt. Bis zur Eingemeindung im Jahre 1921 verdienten die Bewohner des kleinen Örtchens vor allem als Bauern, Handwerker, Fischer, Schiffszieher, Strohflechter oder Zwirner ihr täglich Brot.

Die herrliche Lage an der Elbe zog jedoch auch viele Stadtbewohner an, die sich hier ein Landgut errichteten.

Schiffsanlegestelle Laubegast
Schiffsanlegestelle Laubegast

Zum Laubegaster Stadtteilfest, welches vom 09.-11.08.2019 stattfindet, könnt ihr euch gern selbst ein Bild des alten Dorfes machen. Wir berichteten in einem Beitrag darüber. Zum Fest gibt es vielerlei Möglichkeiten, sich auch mit der Geschichte des Ortes näher zu befassen.

Dobritz

Dobritz selbst wurde 1378 erstmals als Doberwicz urkundlich erwähnt.

Ende des 19. Jahrhunderts verlor Dobritz sein Bauernimage, als sich eine Gardinenfabrik ansiedelte, die 400 Arbeiter beschäftigte. Die Gardinenfabrik gibt es noch heute. Im Jahre 1895 zogen viele Gärtnereien von Striesen nach Dobritz.

Der Ort wurde Arbeiterwohnort für Firmen aus Niedersedlitz. Dadurch musste 1908 eine neue Schule gebaut werden. 1912 kam der Hauptsitz der Dresdner Gardinen- und Spitzenmanufaktur nach Dobritz.

Am 1. April 1921 wurde Dobritz zusammen mit Leuben und anderen Vororten zu Dresden eingemeindet. Die Gemeinde Dobritz stellte als Bedingung zur Eingemeindung, dass spätestens 1923 das Straßenbahnnetz bis Dobritz erweitert wird. Doch wegen Finanzierungsproblemen erfolgte der Anschluß ans Straßenbahnnetz erst 1925.

Schule in Dobritz
Schule in Dobritz

Und – habt ihr am Wochenende schon was vor? Das herrliche Wetter läd geradezu ein, sich auf eine kleine Reise durch Dresden zu begeben. Gemütliche Dörfer mit unglaublichen Geschichten warten darauf, von euch erkundet zu werden! Briesnitz, Cotta, Gorbitz, Leuben, Plauen, Seidnitz, Söbrigen, Tolkewitz, Wilschdorf, Zschieren… Welches Dorf ist für euch das Schönste?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.