Hochwasser in Dresden

Der aktuelle Pegel der Elbe liegt bei ungefähr 196cm (Stand: 06.08.2020, 16:00) und ist bei weitem unbedenklich. Dass dies vor fast auf den Tag 18 Jahren nicht so war, ist vielen noch sehr präsent im Gedächtnis. In der Vergangenheit war Dresden von so einigen Hochwassern betroffen. Doch ab wann ist ein Hochwasser eigentlich ein „Hochwasser“? Wie kommt es dazu und was kann eine Stadt wie Dresden präventiv gegen eine gefährliche Überflutung tun? Wir haben für euch ein wenig recherchiert und ein paar Fakten zu dem Thema „Hochwasser in Dresden“ zusammengestellt.

Luftaufnahme von dem Hochwasser 2013 ©Umweltamt

1. Ab wann ist ein Hochwasser ein „Hochwasser“?

In Dresden sind Wasserstände von vier bis fünf Metern folgenlos. Wenn die Elbe fünf Meter übersteigt, sieht es jedoch kritischer aus, hier werden bereits elbnahe Wege und Straßen gesperrt und man spricht von einem „Hochwasser“.

Zwischen sechs und sieben Metern werden die elbnahen Gebiete gefährdet, da eine Grundwassererhöhung entsteht und ab sieben Metern Pegel sind die Stadtviertel Gohlis im Westen und Laubegast und Pillnitz im Osten betroffen. Ab 8 Metern Wasserstand wird es äußerst kritisch, da die Elbe alte Elbarme nicht nur füllt, sondern vollständig durchfließt und an die Mündungen der Nebengewässer heranreicht.

Laubegast, 2002 (Foto: Fam. Morgenstern)

2. Wie entstehen Hochwasser eigentlich?

Dadurch, dass Dresden direkt an der Elbe und an anderen Gewässern welche dem Osterzgebirge entspringen liegt, ist die Stadt besonders durch Hochwasser gefährdet. Hinzu kommt, dass einerseits die tiefer liegenden Stadtgebiete durch die Elbe bedroht sind und die höher gelegenen Stadtteile andererseits durch die Überflutung der Nebengewässer. Durch Dresdens Nähe zum Gebirge, wo sich viele Wassermassen abregnen und in denen viel Schnee gespeichert werden kann, steigt das Risiko auf ein Hochwasser weiter. Bei der Elbe ist nun noch einmal die Besonderheit, dass es sich hier um ein Fließgewässer des Regen-Schnee-Typs handelt. Das heißt, dass Hochwasser in Dresden vor allem von Niederschlag und Tauwettereinfluss abhängig sind.

Eine weitere Gefährdung stellt in Dresden das Grundwasser dar. Durch Dresdens Lage im Elbtalkessel und die sich darunter befindenden Gesteinsschichten aus Ton, Sandstein und Kalk-Sand-Ton-Gestein, welche das Grundwasser stark stauen. Das Grundwasser steigt also meist zeitgleich mit dem Pegel der Elbe.

Foto: Fam. Morgenstern

3. Welche Hochwasser gab es in Dresden bisher?

Hochwasser gab es in Dresden schon immer. Die Frage ist natürlich nur, wie gut diese dokumentiert worden sind. So sind Hochwasser, welche in kürzerer Vergangenheit passiert sind (wie das Jahrhunderthochwasser 2002 und die Hochwasser 2006 und 2013) besser dokumentiert, als die aus dem 18. und 19.Jahrhundert.

Hochwasser im 18.Jahrhundert

Eines der schwersten je aufgezeichneten Frühjahrshochwasser ereignete sich Ende Februar/Anfang März im Jahr 1784. Nach einem langen, schweren Winter stieg der Pegel der Elbe durch plötzlich einsetzendes Tauwetter rapide an, gut einen halben Meter pro Stunde. Am 1.März erreichte die Elbe in Dresden dann einen Stand von 8,57 Metern. Zahlreiche Dörfer um Dresden wurden unter Wasser gesetzt und im Zwinger stand das Wasser 1 Meter hoch. Durch die Zerstörungskraft der Flut wurden die Elbbrücken schwer beschädigt. Eine Woche später floss die Elbe jedoch bereits wieder in ihrem angestammten Flussbett. Ähnlich war es im Jahr 1799, wo die Elbe Ende Februar einen Stand von 8,24 Metern erreichte.

Hochwasser im 19.Jahrhundert

1845 ereignete sich im Elbtal ein als „Jahrhunderthochwasser“ vermerktes Hochwasser. Auch bekannt als Sächsische Sintflut übertraf das Hochwasser von 1845 gemessen an der maximalen Durchflussmenge die Jahrhundertflut von 2002, blieb aber stellenweise unter dessen maximalen Pegelstand. Auch hier war die Ursache plötzlich einsetzendes Tauwetter und starke Schneeschmelze. Knapp 31 Quadratkilometer des Dresdner Stadtgebietes wurden überflutet und die Elbe hatte ihren Pegel bei 8,77 Metern. Einige Jahrzehnte später erreichte die Elbe 8,24 Meter (1862) und 8,37 Meter (1890).

Hochwasser im 20.Jahrhundert

Auch im 20. Jahrhundert wurden einige fatale Elbhochstände vermerkt. Zu einem Jahrhunderthochwasser wie 1845 oder 2002 kam es jedoch nicht. Der höchste Pegel wurde in den Jahren 1900 und 1940 gemessen und betrug 7,78 Meter.

Hochwasser im 21. Jahrhundert

Anders sah es da jedoch im 21.Jahrhundert aus. Fast, als würde die Elbe einige fehlende Hochfluten vom vorherigem Jahrhundert nachholen wollen, begann das 21.Jahrhundert mit der bereits erwähnten Jahrhundertflut 2002. Diese betraf nicht nur Sachsen, sondern auch Tschechien und Österreich.

Foto: Fam. Morgenstern

Zuerst überflutete die Weißeritz den Hauptbahnhof, indem sie sich ihr altes Flußbett suchte, von welchem sie im 19.Jahrhundert umverlegt worden war. Im Zuge dessen wurden bereits große Teile Löbtaus und Plauens unter Wasser gesetzt. Bereits am 13.August wurde der Katastrophenalarm ausgelöst. Ein paar Tage darauf stieg nun auch der Pegel der Elbe wahnsinnig schnell an, begünstig durch starke Regenfälle in Tschechien. Betroffen waren vor allen Dingen die bebauten Gebiete in Ufernähe und die in der Nähe des alten Elbarms. Die selbst errichtete Deiche der Freiwilligen Helfer waren oft zwecklos, da durch den Rückstau des Wassers die in die Elbe mündenen Flüsse das Stadtgebiet weiterhin überfluteten. Am 17.August in den Morgenstunden wurde der höchste Elbstand überhaupt gemessen: er betrug 9,40 Meter. Dadurch, dass ein Teil des Flutraums bebaut war, wurde dieser hohe Pegelstand weiterhin begünstigt.

Foto: Fam. Morgenstern

In der Jahrhundertflut von 2002 wurden zahlreiche alte Kulturgüter beschädigt und allein im Stadtgebiet Dresden schätzte man die Schäden auf mehr als eine Milliarde Euro. So sehr diese Flut zwar die Defizite im Hochwasserschutz in Dresden aufzeigte, umso mehr wurde jedoch in den folgenden Jahren bezüglich dessen aufgearbeitet. Laut der Stadtverwaltung Dresden wurden 160 Millionen Euro in den Hochwasserschutz investiert. Auch die Informationsvorsorge hat sich verbessert: so beträgt die Vorwarnzeit bei Elbe-Hochwasser inzwischen 48 bis 60 Stunden.

Blick von Laubegast auf das andere Elbufer (Foto: Fam. Morgenstern)

Die erste Bestandsprobe der neuen Hochwasserschutzeinrichtungen gab es dann im Jahr 2013. Der Pegel hier war ungefähr so hoch wie der, welcher im Jahr 1845 vermerkt worden war. Dank der professionell organisierten Wasserwehr und der Hilfe vieler Freiwilligen konnte das Hochwasser gut bewältigt werden. Dies war jedoch auch das Ergebnis der Arbeit der vorherigen elf Jahre zur Verbesserung der Hochwasservorsorge und -abwehr. Doch was hat sich eigentlich verändert und verbessert innerhalb dieser Zeit?

4. Wie schützt sich Dresden inzwischen vor Hochwasser?

Hochwasser 2013, das Schutztor am Ostraufer ©Umweltamt

Seit 2002 ist der Hochwasserschutz für die Stadtverwaltung Dresden großgeschrieben. Dazu gehörten die Investitionen der Stadtentwässerung Dresden GmbH. Diese errichteten mehrere Hochwasser-Pumpwerke und sanierten den Altstädter Abfangkanal. Auch die bauliche Freihaltung der Elbwiesen und der Flutrinnen sind ein wichtiger Punkt in der Hochwasserkatastrophenprävention. Neubauten werden zusätzlich mit druckfesten Keller gebaut, was vorbeugend bei Anstieg des Grundwassers wirkt. Außerdem ist der Pegel der Elbe ständig beaufsichtigt durch das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Auch Talsperren mit Rückhalteräumen schaffen Abhilfe bei Hochwassern für Dresden.

Wie sehr die Elbe ein Segen für Dresden ist, so sehr kann sie im Falle eines Pegelhochstands auch ein Fluch sein. Alles in allem kann man inzwischen sagen, dass Dresden auf eine derartige Katastrophe viel besser vorbereitet ist, als noch Jahrzehnte zuvor- auch wenn das Bewusstsein dieser Gefahr nicht in Vergessenheit geraten sollte.

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