Bilder von Uta Frenzel und Stefanie Schubert

Gruselige Inspirationen – was Künstler rund um Dresden auf Ideen bringt

Künstler schöpfen ihre Inspiration gern aus dem Mystischen und Gruseligen. Vielleicht ist es der Reiz des Unbekannten, das Kribbeln der Gänsehaut oder die unheimliche Stille, was die Kreativität entzündet. Dunkle Wälder und alte Ruinen, Gespenster und Mythen, Orte voller Geschichte – was manche um den Schlaf bringt, weckt bei anderen eine Faszination. Kommt mit und entdeckt, was Künstler in Dresdens Umgebung inspiriert und welche Spuk-Geschichten man sich zu diesen Orten erzählt.

Mit Künstlern unterwegs

Schauen wir zunächst einmal, mit wem wir uns auf diese Reise durch die Landschaften und Historie von Dresdens Umgebung machen. Wir begleiten dabei zwei Künstlerinnen – Uta Frenzel und Stefanie Schubert.

Stefanie Schuberts Leidenschaft ist das kreative Schreiben. Sie verfasst Lyrik, Kurzgeschichten und Storys, malt und gestaltet darüber hinaus plastische Kunst. Ihre Ideen holt sie sich in der Natur, aber auch der Faszination der alten Gebäude und historischen Orte.

Bild von Stefanie Schubert
Stefanie Schubert vor dem Schlosshotel Scharfenberg.

Uta Frenzel bietet unter dem Label SonneMondSterneArt intuitive Ölmalerei an. Ihre Werke sind hauptsächlich abstrakte, farbenfrohe Gemälde, oft unter Verwendung von Mixed-Media-Techniken. Sie lässt sich von ihrer sächsischen Heimat inspirieren, ist als Kunsttherapeutin tätig und bietet auch Auftragsarbeiten an. Ihre Werke werden regelmäßig in Ausstellungen gezeigt, unter anderem im Medienkulturzentrum Dresden und im Gästehaus Schloss Pillnitz.

Meißen Künstler Frenzel Ansicht mit Kirschzweigen
Uta Frenzel vor dem Schloss Wackerbarth in Radebeul.

Los gehts: zu einem Wunder der Natur – die Wunderlinde

Für Stefanie Schubert ist ein ganz besonderer Baum in Dresden-Kaditz ein Ort der Inspiration: Die Emmauskirche war im Jahr 1273 eine Kapelle, die dem heiligen Laurentius geweiht war. Eine Linde wurde unmittelbar in ihre Nähe gepflanzt. Im Jahr 1430 steckten die Hussiten die Kapelle in Brand. Moment, Hussiten? Kurzer historischer Input: Die Hussiten waren Anhänger einer religiösen Reformbewegung, die im frühen 15. Jahrhundert in Böhmen (heutiges Tschechien) entstand. Die Bewegung wurde nach dem Reformator Jan Hus benannt, einem tschechischen Priester und Philosophen. Die Linde blieb jedenfalls zum größten Teil unversehrt.

„Die uralte Linde mit ihrem mächtigen Stamm lädt zum Verweilen und Träumen ein, wenn man sich sitzend unter ihr auf der hölzernen Bank niederlässt. In den warmen blühenden Monaten trägt sie majestätisch ihre prächtige Krone zur Schau und lauschend vernimmt man das rege Treiben der emsigen Bienen. Ihr himmlischer Duft verführt die Sinne und berauscht den erschöpften Geist. Eine friedvolle, heilige Stille schwebt in diesem Ort, sodass jede Dunkelheit diesem Licht weichen muss.“

1500 wurde das Kirchengebäude neu gebaut. Während des Dreißigjährigen Krieges in Sachsen wurde die Kirche im Jahr 1637 erneut in Flammen gesetzt (immer diese Pyromanen). Auch da hatte die Linde keinen Schaden genommen. 1650 wurde die Kirche wiederhergestellt. Auch 1802 blieb die Linde durch einen weiteren Brand von größeren Schäden verschont (die war ganz schön zäh und offenbar schwer entflammbar). Aber 1818 brach im ganzen Dorf ein Brand aus, den auch die Linde zu spüren bekam. Die Hälfte ihres Stammes wurde zerstört (doch nicht ganz so schwer entflammbar). Doch die Linde überlebte diesen Brand und besaß nun einen Hohlraum in ihrem Stamm, der ab und an als versteck genutzt wurde, bis ein Gitter dies verhinderte. 1985 wurde sie zum Naturdenkmal erklärt. Doch während der großen Flut im Jahr 2002 war Kaditz völlig vom Wasser umschlossen – vor der Linde aber machte das Wasser halt. Noch heute steht sie ehrfürchtig an ihrem Platz.

Stefanie Schubert unter der uralten Linde
Uralt und zäh – die Wunderlinde in Dresden-Kaditz.

Jetzt wird‘s gruselig – das Geisterbild zu Kaditz

Eine Legende, die es Stefanie Schubert angetan hat, ist die des Geisterbilds in Kaditz. Anfang des 18. Jahrhunderts befanden sich in der sehr alten Kirche in dem Dorf Kaditz (heute ein Stadtteil von Dresden), eine Statue und ein Gemälde des ehemaligen Pfarrers Johann Böhme in Lebensgröße. Die Menschen erzählten sich damals in den dunklen Stunden der langen Wintermonate schaurige Geschichten darüber, wie es zum Ableben des Pfarrers kam und dass man ihn zur Elbe getragen habe, um den Anschein zu erwecken, dass er in den Fluten ertrunken wäre. In Wahrheit hingegen entschied er sich selbst, aus dem Leben zu scheiden. Doch immer zur Kirchweihe war sein Gemälde von einem Hauch von zarten Wasserperlen benetzt, als hätte es in diesem Augenblick, wie erstarrt in der Zeit, in die Augen des Todes gesehen.

Schloss Wackerbarth in Radebeul

Uta Frenzel hat eine weniger gruselige Inspirationsquelle gefunden. Dafür eine, die wir mit Wein und Genuss in verbindung bringen: Das Schloss Wackerbarth.

Geboren im wunderschönen Dresden schöpfe ich immer wieder Kraft und Inspiration aus der Einzigartigkeit des Elblandes. Insbesondere der Wein als Sinnbild der urwüchsigen, natürlichen Kraft als Sinnbild für Genuss und Lebensfreude zieht mich in seinen Bann, besonders gut zu erleben auf dem Schloss Wackerbarth in Radebeul.“

Das Schloss Wackerbarth in Radebeul prägt nicht nur Uta Frenzels Kunst mit unverkennbar regionalem Bezug. Es wurde um 1730 vom Generalfeldmarschall August Christoph Graf von Wackerbarth erbaut und diente als seine Residenz. Es ist ein barockes Ensemble mit einem Schloss (Belvedere) und einem barocken Garten. Das Anwesen wurde mehrfach umgebaut und wechselte oft den Besitzer. Nach Wackerbarths Tod erlebte das Schloss eine wechselhafte Geschichte. Es wurde als Heilanstalt genutzt, später mehrfach versteigert und umgebaut. Im 19. Jahrhundert erwarb der Historiker Johann Georg Theodor Grässe das Schloss, das nach seinem Tod erneut verkauft wurde. Im 20. Jahrhundert wurde es zunächst von einem Bankhaus übernommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente es als Reservelazarett und beherbergte in der DDR eine landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft. Seit 1999 ist Schloss Wackerbarth Sitz der Sächsischen Staatsweingut GmbH. Hier scheint es nicht zu spuken. Denken wir jedenfalls…

Noch mehr Spuk – das Geistermädchen

Wir blicken nach Radebeul: die dortige Gaststätte „Goldener Anker“ wurde 1492 erstmals namentlich als Niederschänke erwähnt. Anders als der Name vermuten lässt, zeichnet sich eine Niederschänke nicht durch besonders niedrige Decken und daher eine Eignung nur für sehr kleine Gäste aus. Eine Niederschänke ist eine Bezeichnung für eine einfache Gaststätte in eher ländlichen Gebieten. Jedenfalls hat es auch hier ab und zu gebrannt. Der 500 Jahre alte Gasthof in Radebeul Kötzschenbroda hat einige Brände überstanden, wurde aber dann doch durch ein weiteres Feuer bis auf seine Grundmauern zerstört und später wieder aufgebaut. Während des Brandes fiel ein Mädchen in die Hand des Feuers. Ihr Leib ruht verborgen in den Mauern des Hofes. Aber in der tiefen, dunklen Nacht…in der gespenstischen Stille öffnen sich knarrend die alten Türen und Fenster des Gasthofes von Geisterhand – so sagt man. Denn seit jenem Brand soll dort ein Mädchen spuken.

Goldener Anker in Radebaul
Das historische Gasthaus in Radebeul.

Schloss Siebeneichen – wo Lehrer lernen

Nun wird es nicht mehr unheimlich! Außer man fürchtet sich vor Pädagogen. Na ja manchmal sind die schon gruselig… Aber zurück zum Thema. Das Schloss Siebeneichen wurde von Stefanie Schubert für unsere Grusel- und Kunst-Geschichte vorgeschlagen. Es stammt aus dem 16. Jahrhundert und gehörte einem alten Adelsgeschlecht – den Siebeneichenern. Die Familie Siebeneichen stammt aus dem gleichnamigen Ortsteil Siebeneichen in der Nähe von Meißen. Der Name leitet sich von sieben markanten Eichenbäumen ab, die in der Region standen. Am Schloss wurde ein nach englischen Vorbildern gestalteten Garten angelegt und so entstand auf magische Art ein sinnreicher Ort der Romantik für viele Künstler. Heute ist das Schloss der Sitz der Sächsischen Akademie für Lehrerfortbildung.

Schloss Siebeneichen
Stefanie Schubert vor dem Schloss Siebeneichen.

Und was hat es mit den sieben Eichen auf sich? Um dieses wunderschöne, mystische Schloss und seine Eichen schwebt noch heute ein Märchen aus längst vergangener Zeit. Ein Herr Wratislav bewohnte im 10. Jahrhundert die schöne alte Burg zu Meißen mit seinen 6 Söhnen. Sein siebenter Sohn schloss sich den Slawen, die gegen die Deutschen und den König kämpften, an. Der König besuchte den Burgherren und ernannte die dagebliebenen 6 Söhne mit einem Ritterschlag und dem Einpflanzen von zarten 6 Eichen zu den Herren von „Sechseichen“. Der jüngste Sohn überlebte als einziges Kind der Familie den Krieg gegen die Slawen (zumindest schien es zunächst so) und wurde zum Burgherren bestimmt. Der junge Burgherr war ein gerechter und gutmütiger Herrscher.

Eines Tages trat sein verschollener Bruder an ihm heran, aber die beiden Brüder gerieten in Streit, weil der 7. Bruder auch das Recht besaß, eine Eiche in den schönen Burggarten zu pflanzen. Es endete nicht friedlich und der scheinbar Verschollene pflanzte seine eigene Eiche ein. Ab diesem Moment hieß die Burg „Siebeneichen“ und er herrschte nun über die Gegend, jedoch eher wenig gerecht, was auch ihm kein gutes Ende einbrachte. Die Burg Siebeneichen wurde schließlich zerstört, aber die Eichen blieben und wuchsen zu prächtigen, schönen Bäumen heran. Die Nachkommen des fiesen Herrschers hatten auch kein Glück. Nach Jahren betrat ein heiliger Pilger diesen unheimlichen und unheiligen Ort. Er errichtete eine Kapelle und alle Gläubigen kamen, um sein Wort zu hören. Später erfuhren die Menschen, dass er der letzte Nachkomme von Siebeneichen war.

Gruselig schöne Orte

Alte Ruinen, dunkle Wälder und Mythen entzünden die Kreativität der beiden Künstlerinnen aus Meißen. Sie schöpfen Ideen aus der Natur oder historischen Orten und nehmen euch gern mit auf ihre inspirierenden Wege. Besucht etwa die uralte Linde in Dresden-Kaditz und das Geisterbild des Pfarrers Böhme, erkundet das Schloss Wackerbarth und den „Goldenen Anker“ in Radebeul sowie das Schloss Siebeneichen – Orte voller Geschichten. Kommt mit und lasst euch faszinieren!

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