„DREI HERREN“ – Ein einzigartiges Weingut in Sachsen!

Heute haben wir für dich das Weingut „DREI HERREN“ besucht, welches als einziges aus Sachsen unter den Top 100 bei der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) geführt wird. Wir möchten dir dieses einmalige Weingut, erfüllt von einen ganz besonderen Ambiente inmitten von moderner Kunst, wie zum Beispiel von dem namhaften Künstler Neo Rauch, vorstellen. Dazu haben wir ein Interview mit dem Inhaber Prof. Dr. Rainer Beck geführt.

Das Weingut „DREI HERREN“ liegt in Radebeul auf der Weinbergstraße 34. Die beste Möglichkeit dieses mit der Straßenbahn zu erreichen, ist von der Haltestelle „Radebeul Landesbühnen Sachsen“. Von dort aus sind es noch ca. 15 Minuten zu Fuß. Die Haltestelle erreichst du mit der Straßenbahnlinie 4.

Die beste Verbindung findest du hier!

Würden Sie sich kurz vorstellen?Prof_Dr.-R.-Beck_web_optimiert

Mein Name ist Rainer Beck und ich bin der Inhaber des Weinguts „DREI HERREN“. Von Beruf bin ich Kunsthistoriker und stamme väterlicherseits aus einer Winzerfamilie. Mein Ziel hier in Radebeul und Sörnewitz ist ein Wein- und Kunstgut zu unterhalten, welches Spitzenweine erzeugt, da ich überzeugt bin, dass die sächsischen Weine zur Europäischen Spitze gehören.

Seit wann gibt es Ihr Weingut schon?

Das Weingut wurde 2004 gegründet und im November 2005 eröffnet. Die Weinberge selbst sind deutlich älter. Sie sind zurückverfolgbar bis in das 17. Jahrhundert.
Bis zum Beginn der Reblausplage gab es hier das Weingut Hermannsberg.
Dieses wurde nach der Wende wieder restauriert.

Wie kamen Sie auf den Namen „DREI HERREN“ bzw. woher kommt der Name?

Der Name „DREI HERREN“ stammt noch aus der Gründungsphase. Wir waren ursprünglich zu dritt und wollten das Weingut zu dritt führen. Der erste Herr ist gleich ausgestiegen, da die Familie das nicht wollte. Der zweite Herr kam nach Hause und seine Frau sagte ihm, wenn ihr bei solch einer wichtigen Frage nicht mal eure Frauen fragt, dann könnt ihr das Weingut auch gleich die „DREI HERREN“ nennen und da sagten wir, dass machen wir. Dieser zweite Mitgründer ist inzwischen auch ausgeschieden, so dass ich sozusagen der letzte Herr bin und auch bleibe.

Mit welcher Weinsorte haben Sie auf Ihrem Weingut begonnen?

In Sachsen hat man nie nur eine Weinsorte, sondern immer mehrere, da die Weinberge in Sachsen in der Zusammensetzung ihrer Bodenbeschaffenheit sehr unterschiedlich sind. Da sollte man auf einem Hang nie nur eine Sorte pflanzen. Zumindest wäre das sinnvoller, da die Böden unterschiedliche Bedingungen bieten und dadurch auch zu verschiedenen Sorten passen.
Fast 100% unserer Weinberge sind Steillagen und im oberen Teil der Steillagen haben sie meistens ein reines verwittertes magmatisches Urgestein, wie in Radebeul der Syenit. Hier befinden sich die einzigen Weinberge auf Syenitbasis. Im Sörnewitzer Taubenheimer Berg im Meißner Spaargebirge befindet sich unser zweiter großer Weinberg, da haben wir eine Bodenbasis mit der Unterlage Biotit-Granodiorit. Beides sind magmatische Urgesteine und diese verwitterten Urgesteine geben sehr schöne mineralische Böden ab. Sie eigenen sich für ganz bestimmte Sorten, wie zum Beispiel den Riesling in Sörnewitz. Ungefähr in der Mitte gibt es mehr Löß, wenn es Richtung Ebene, also zum Elbtal abwärts geht, hat man vor allem Sand. Je nachdem ob sie also das magmatische Urgestein pur haben oder die Vermischung mit Löß oder Sand, sind unterschiedliche Sorten gefragt.

Was ist Ihr bester Wein?

Ob wir einen besten Wein haben, weiß ich nicht. Aber ich kann guten Gewissens sagen, dass wir ausschließlich Spitzenweine herstellen. Wir haben die letzten 6 Jahre in Folge den Bundesehrenpreis der DLG für unsere Gesamtkollektion bekommen. Außerdem werden wir als einziges Weingut Sachsens von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft unter den Top 100 in Deutschland geführt. Bei rund 42.000 Betrieben ist das eine hohe Ehre.
Vielleicht besonders hervorzuheben ist unsere Scheurebe, da diese sehr gerne getrunken wird und vor einem Jahr erst als einer der 10 besten deutschen fruchtigen Weißweine bei der DLG mit Gold extra und bei der Berliner Wein Trophy, sowie bei der AWC Vienna mit Gold ausgezeichnet wurde. Aber wir haben zum Beispiel auch einen wunderbaren Spätburgunder. Rotweine sind auch eine unserer Spezialitäten. Häufig wird Sachsen als ein reines Weißweinland dargestellt. Wir kämpfen gegen das Vorurteil immer wieder an.
Auch die Rieslinge werden sehr schön. Wunderbare weiße Burgunder gehören zu den sächsichen Spezialitäten. Wir haben einen sehr schönen Müller-Thurgau welcher gerade durch das Syenit in Sachsen hervorragend wird und einen Blanc de Noir, sowie die Solaris, eine pilzresistente neue Züchtung, welche sehr zu beachten ist.
Deshalb kann ich nicht sagen, dass es nur einen wichtigen Wein gibt.
Man muss immer den Wein nehmen, der gerade zur Stimmung, zur Jahreszeit und zum Essen passt.

Hier gibt es nur Spitzenweine!
Hier gibt es nur Spitzenweine!

Welche Jahrgänge führen Sie?

Das sind mehrere und zwar haben wir natürlich den Jahrgang 2016, unseren letzten Jahrgang. Dann haben wir bis vor kurzen den Jahrgang 2012 bei den Rotweinen gehabt und demnächst die 2013er. Wir haben auch noch die Jahrgänge 2014 und 2015. Das kommt nicht daher, dass wir zu wenig verkaufen oder die Nachfrage zu gering ist, sondern wir behalten unsere Weine bewusst zurück, bis sie Trinkreife erreicht haben. Wir legen Wert darauf, dass wir die Weine nicht vorher verkaufen und somit vom Geschmack her verschenken.
Das war zu Beginn eine große finanzielle Herausforderung. Wir hatten nichts zu verkaufen, aber die Kosten, da wir die Weine ja zurückhielten. Jetzt sind wir mittlerweile im Rhythmus und sie werden nie erleben, dass wir im Frühjahr einen Riesling des Vorjahres verkaufen. Er wird frühestens im Dezember des nächsten Jahres in die Flasche gefüllt. Selbst dann wird seine Entwicklung noch beobachtet, vorallem das die Säure schön in die Frucht eingebunden ist, damit bei mir nicht das passiert, was bei vielen Rießlingen anderswo der Fall ist, dass diese bei der Verkostung so sauer sind, dass sie Ihnen fast den Magen durchbeißen. Nach meiner Meinung ist das ein Zeichen von mangelnder Kennerschaft, wenn jemand einen Riesling des Vorjahres verlangt. Wir versuchen unseren Kunden wirklich die Weine in bester Trinkreife zu geben.

Welcher Wein ist Ihr persönlicher Favorit?

Das ist schwer zu sagen, das wechselt von Jahr zu Jahr. Letztes Jahr zum Beispiel hatte ich als Weinfavoriten die Scheurebe, davor war es der Riesling oder auch der blaue Spätburgunder. Aber generell liebe ich unter den Weißweinen den Riesling und auch den Traminer am meisten.

Wie wird Ihr Wein ausgebaut?

Wir bauen unsere Weine im Edelstahltank aus, im großen Holzfass oder im Barrique, je nachdem um welche Sorten es sich handelt. Wir machen das mit der bestmöglichen Technik, aber ohne Manipulation der Weine. Es gibt ja mittlerweile bestimmte Steuerungstechniken für Weine, um diese ganz individuell anzupassen, um sie in die Welt zu begleiten. Unsere Philosophie ist das kontrollierte Nichtstun. Das heißt, unsere Weine sind so wie sie sind und bleiben so. Das schnelle auf den Markt bringen, mit Kennerchemie ist nicht unser Ding. Das machen wir definitiv nicht.

Also Natürlichkeit ist wichtig?

Richtig.

Bieten Sie ihre Weine online zum Verkauf an?

Ja.

Im Restaurant des Weingutes kann man auch in größeren Gesellschaften feiern!
Im Restaurant des Weingutes kann man auch in größeren Gesellschaften feiern!

Sie sagten, dass Sie Auszeichnungen für Ihre Weine beziehungsweise Ihr Weingut bekommen haben?

Ja, unser Weingut hat also in den letzten Jahren den Bundesehrenpreis bekommen und das die letzten 6 Jahre in Folge. Wir haben schon mehrfach, für spezifische Weine Gold extra bekommen. Wir haben unsere Weine auch auf internationalen Bankett zum Beispiel bei der AWC Vienna und der Berliner Wein Trophy vorgestellt. Beispielsweise hatten wir in Wien 9 Weine angeboten und dafür 4 mal Gold, 4 mal Silber und 1 mal Bronze bekommen. Das ist eine sehr angesehene Messe, welche mit sehr strengen Kriterien arbeitet. Die Weine werden zudem in Blindverkostungen in Einzelräumen serviert, ohne Nennungen des Erzeugers. So ist die höchstmögliche Objektivität gegeben.

Wie wirkt sich das Dresdner Wetter insgesamt auf den Weinanbau aus?

Wir haben in Sachsen zwar mit die meisten Sonnentage im Jahr, aber wir haben dafür sehr starke Temperaturunterschiede, was es anderswo in Deutschland kaum gibt. Das bedeutet, dass wir andere klimatische Bedingungen haben als andere Weinanbaugebiete. Man erntet in Sachsen aufgrund des hier herrschenden Kontinentalklimas, im Schnitt einen Ertrag von 60 hl/ha, deutschlandweit rechnet man mit 90 hl/ha, aufgrund des atlantischen Klimas. Wir haben häufig späte Fröste, das ist unsere erste Klippe im Jahr und wir sind froh, wenn diese umschifft ist. Die zweite Klippe, sind die meist lokal begrenzten, aber sehr starken Gewitter mit Hagel, welche einen ganzen Weinberg binnen 10 Minuten zerlegen können, so dass er mehr oder weniger für mindestens 2 Jahre zerstört ist und nichts geerntet werden kann. Das heißt also, wenn man ein Größenordnung von 1ha als Grundlage nimmt, hat man in Sachsen durchaus die Chance, binnen 10 Minuten einen Gegenwert von 50.000,- € zu verlieren, der wieder reingearbeitet werden muss und als kleiner Betrieb kann man das nicht wirklich versichern. Die größeren Weingüter bekommen EU-Mittel als Unterstützung.
Da gibt es leider eine Ungleichbehandlung, welche den Winzern zu schaffen macht.
Dann gibt es noch das Problem mit den Niederschlägen vor und während der Erntezeit. Davon betroffen sind vor allem die spät reifenden Sorten, wie der Riesling, bei dem wir dann nur die Hälfte einfahren können und dagegen kann man nichts machen. Die Weinlese ist 5 mal so lang, weil die Auslese selektiert erfolgen muss und gleichzeitig hat man 50% – 60% Ernteverlust. Das tut einem sehr weh.

Sie betreiben eine Vinothek und Weinstube, kann man neben dem Weintrinken auch Essen gehen?

Ja das ist möglich. Die Vinothek ist einfach zur Verkostung der Weine offen. Wenn es eine reine Verkaufsverkostung ist, dann ist die Verkostung auch kostenlos. Dann gibt es auch die Möglichkeit auf unserer Sonnenterasse oder in unserem Weinrestaurant mit schöner moderner Kunst zu sitzen und regionale Köstlichkeiten unseres Kochs André Kühne zu genießen. Er hat seine eigene Kochphilosophie, welche sich nach und nach immer größerer Beliebtheit erfreut. Er hat einen Kochstil entwickelt, bei dem er fast vollständig auf Gewürze verzichtet und den Geschmack seiner Speisen, aus den Materialien entwickelt, mit denen er arbeitet. Wir haben von Monat zu Monat einen höheren Zulauf.  Eine Reservierung ist von daher meist sehr angebracht, wenn man mit einer größeren Gruppe vorbeikommen möchte.
In den historischen Räumen des Obergeschosses ist es zudem auch möglich, mit größeren Gesellschaften von 40 bis 50 Leuten Feiern auszurichten oder Weinproben zu organisieren. Das ist ein Mix von Atmosphäre, einmal das gelebte Rokoko und als Kontrast Teile meiner Sammlung Moderner Kunst, die miteinander im Dialog stehen. Es ist eine sehr spannende Kombination, welche sehr gerne angenommen wird. Diese ist in ihrer Art vermutlich auch einmalig in ganz Deutschland.

Bieten Sie durch Ihr Weingut auch Führungen an?

Ja. Unser neuestes Projekt ist der Wein- und Kunstwanderweg durch die Steillage des Hermannsberges hinauf zu der historischen steinernen Schnecke. Das ist ein Cikkurat, ein spiralförmiger Bau aus dem 17. Jahrhundert, von welchem man einen herrlichen Blick auf das Dresdner Elbtal hat. An klaren Tagen bietet sich ein atemberaubendes Panorama, von der Stadt Radebeul, über die Elbschleifen der Dresdner Altstadt bis hin ins böhmische Paradies.

Gibt es einen Stadtteil in Dresden welchen Sie besonders mögen?

Mein liebster Platz ist der Körnerplatz hinter dem Blauen Wunder, dort wo die Schillerstraße beginnt, Richtung Loschwitz aufwärts. Da bin ich am liebsten.

Vielen Dank für das Interview.

Das Interview wurde geführt von Danny Hermann.

Die Führungen über das Weingut sind sehr interessant und bieten von der steinernen Schnecke aus, einen herrlichen Blick!
Die Führungen über das Weingut sind sehr interessant und bieten von der steinernen Schnecke aus, einen herrlichen Blick!

Das Weingut „Drei Herren“ hat viel zu bieten und ist für seine köstlichen und vor allem natürlichen Weine, seiner einzigartigen Atmosphäre inmitten von moderner Kunst, im historischen Ambiente, definitiv einen Besuch wert.

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