Jugendstil in Dresden

Kaum ein anderer Stil verbindet Individualismus und Prägnanz so hervorragend wie die Architektur des Jugendstils. Viele der detailreich verzierten Fassaden kann man noch heute in Dresden bewundern. Die kunstvollen dekorativen Elemente sowie teils kräftigen und bunten Farben bieten eine willkommene Abwechslung zur barocken Innenstadt.

Merkmale und Geschichte

Der Jugendstil grenzt sich in seiner Gesamtheit deutlich von anderen Architekturstilen ab. Seine Individualität und prägnanten Formen verleihen den Bauwerken einen ganz besonderen Charme. Zeitlich lässt sich der Jugendstil zwischen den Epochen des Historismus und der Modernen Kunst einordnen. Mit dem Zeitalter der Industrialisierung stieg auch die Verwendung von Materialien, wie Stahl, Eisen und Glas. Sie verliehen zahlreiche neue Ausdrucksmöglichkeiten und formten ein neues Bild der Architektur. Als Hauptbaumaterial wurde gern auf Sandstein zurückgegriffen, da er trotz seiner Widerstandsfähigkeit sehr gut zu bearbeiten ist.

Architekten verfolgten den Grundgedanken das Gebäude als ein Ganzes mit seiner Funktionalität zu sehen. Schon vom Äußeren eines Hauses sollte man auf dessen Innengestaltung schließen können. Die Fassaden waren nicht länger symmetrisch, der Grundriss diente als Grundlage der weiteren Gestaltung. Innerhalb des Jugendstils zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Architekten.Während einige wie Antonio Gaudí eher verspielt gestalteten, setzen andere wie Joseph Maria Olbrich auf eine eher schlichte Gestaltung. Hinsichtlich der Farben finden wir kräftige und bunte Farbtöne aber auch zarte Farben bei einer etwas strengeren Gestaltung. In der Dekoration wurde nichts dem Zufall überlassen. Hier verfolgten die Architekten Perfektion bis ins letzte Detail. Bis heute sind Antiquitäten des Jugendstils sehr begehrt. Der Jugendstil in Deutschland ging besonders aus örtlichen Bewegungen und Künstlerverbindungen hervor. Mittels verschiedener Kunstzeitschriften verbreitete sich der Jugendstil rasant.

Wichtige kulturelle Zentren in Deutschland waren München, Leipzig, Berlin Darmstadt und Karlsruhe. Auch in Dresden finden wir einige hervorragende Beispiele des Jugendstils, die sich zum zum großen Teil in dekorativer Elementen widerspiegeln. Der Begriff des Jugendstils ist vor allem im deutschsprachigen Raum, in den Niederlanden, Lettland und nordischen Ländern gebräuchlich. Als Synonym findet man auch den Begriff Art Nouveau, Modern Style oder Wiener Secession. Der Hauptinhalt des Jugendstils ist eine Einheit von Kunst und Leben zu schaffen. Nicht nur in der Architektur sondern auch in der Kunst und Malerei kristallisiert sich diese Vorstellung heraus. Kunst sollte im Alltag zugänglich gemacht werde. Im Jugendstil wurden das erste Mal Poster und Plakate gestaltet, die durch den Druck vervielfältigt wurden. Auch bei Möbelstücken finden wir viele Elemente des Jugendstils wieder.

Jugendstil Architektur in Dresden

Ehemalige United AG Zigarettenmaschinenfabrik Wilhelm Lande

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Ehemalige United AG Zigarettenmaschinenfabrik Wilhelm Lande

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Dresden zum Zentrum der deutschen Zigarettenindustrie. Um die Jahrhundertwende verdienten fast 25 % der Bevölkerung ihren Lebensunterhalt in einer der 60 Tabakfabriken oder im Handel der Zulieferer. Als einer der markantesten Vertreter gilt die Yenidze in der Friedrichstadt, aber auch in Striesen und der Johannstadt siedelten sich viele große Firmen an.

Das Gebäude der ehemaligen Zigarettenfabrik Wilhelm Lande befindet sich in Striesen und wurde 1910 errichtet. Hier findet wir ein Beispiel der Verwendung strenger Formen im Jugendstils.

Walderseeschlößchen

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Walderseeschlößchen auf dem Stresemannplatz in Striesen

Dresdens Bauten gehören zum großen Teil der Neorenaissance an. Um den Residenzcharakter zu wahren, wurde der Jugendstil in Dresden oft als Dekorationsstil verwendet. Er findet sich bevorzugt an Fassaden und Inneneinrichtung wieder.
Das Walderseeschlößchen gehört zu den späten Bauten des Jugendstils. Das Wohngebäude besteht aus mehreren Baustilen, darunter der Neobarock, Jugendstil und die Wiener Secession. Der Jugendstil zeigt sich hier besonders in der üppigen Deckendekoration, die mit Stuckatur und Fresken gestaltet wurde.

Mietshäuser auf der Bundschuhstraße in Johannstadt
Die Mietshäuser auf der Bundschuhstraße wurden in 1903 in geschlossener Bebauung errichtet. Die Fassade der vierschosssigen Gebäude zeigt ein bewusstes Aufbrechen der Symmetrie im Jugendstil.

Mietshäuser auf der Bundschuhstraße
Mietshäuser auf der Bundschuhstraße

 

Portal auf der Bundschuhstraße mit herausrufenden Frauenkopf
Portal auf der Bundschuhstraße mit herausrufenden Frauenkopf

An einem der Eingänge findet man das Motiv eines aus einem Blätterwald herausrufenden Frauenkopfes, welches sich in ähnlicher Weise auch an anderen Bauwerken in Dresdens wiederfindet. Die aus Sandstein errichtete schmuckvolle Figur gilt als unverkennbares Beispiel des Jugendstils.

Staatsschauspielhaus Dresden

Das Staatsschauspielhaus vereint Jugendstil und neobarocke Elemente
Das Staatsschauspielhaus vereint Jugendstil und neobarocke Elemente

Ein zentral gelegenes Beispiel für die öffentlichen Bauten im Jugendstil ist das Staatsschauspielhaus, welches sich gegenüber dem Zwinger befindet.
Die nach Osten ausgerichtete Jugendstil Fassade wird von neobarocken Elementen geschmückt.

Vertreter des Jugenstils in Dresden:

  • Kunst und Malerei
  • Johann Vincenz Cissarz
  • Josef Goller
  • Karl Groß
  • Otto Gussmann
  • Max Rade
  • Oskar Zwintscher

Architekten:

  • Martin Dülfer
  • Richard Riemerschmid

Weitere Bauwerke des Jugendstils in Dresden:

  • Kunstgewerbeschule
  • Sächsische Handelsbank
  • Alberttheater am Albertplatz
  • Kreuzkirche
  • Christuskirche

In historischen Stadtteil Plauen finden wir den Müllerbrunnen und eine repräsentative Villa auf der Westendstraße.

Hier kannst du mehr dazu erfahren!

Das Zeitalter des Jugendstils hinterließ viele einzigartige und individuelle Bauwerke, die deutlich aus der breiten Masse hervor stechen. Die Andersartigkeit spiegelte den damaligen Zeitgeist wieder, in dem Alltag und Kunst in einer Einheit gesehen wurden. Noch heute finden wir in Dresden zahlreiche prachtvolle Exemplare des Jugendstils, die das Stadtbild mit ihrem dekorativen Elementen schmücken.

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